Ins Leben zurück finden

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dicketilla Avatar

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"Sie wollten doch zusammen alt werden." Dieser Gedanke lässt Anna nicht los. Und so trauert sie schon im 6. Jahr um ihre große Liebe Jeremias, durch eine selbst gewählte Isolation in ihrer Wohnung, in der die Pianistin Unterrichtsstunden gibt. Sie redet mit ihrem verstorbenen Freund, glaubt seine Seele noch bei ihr zu finden. Doch dann kommt ein Schreiben ihres Vermieters, in dem er Eigenbedarf ankündigt. Es fast unmöglich ist, eine bezahlbare Altbauwohnung in München zu finden. So entscheidet sie sich erstmal als eine angedachte Notlösung für ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft, deren Bewohner etwas eigenartig auf sie wirken. Besitzerin, eine 82-Jährige ehemalige Sängerin, und weitere Bewohner mit ihren besonderen Eigenarten. Alle leben seit Jahren zurückgezogen in dieser Wohngemeinschaft. Doch dann kommt der Lockdown, Anna keine Schüler mehr empfangen kann. Und so beginnt sie, die Bewohner wieder etwas mehr ins Leben zurückzuholen, sich selbst zu öffnen.

Für mich war es ein echter Wohlfühlroman, mit wunderbaren Mitspielern, die mir sofort ans Herz gewachsen waren. All diese Zweifel, dass sich selbst aus der Isolation zu schälen, etwas zu verändern, wieder glücklich zu sein, aufeinander zugehen, wurden wunderbar erzählt. Für mich auch ein erster Roman, der in der Coronazeit spielte. Sogar Engpässe wie Toilettenpapier, Nudeln, Mehl waren eingefügt. Die Autorin lässt ihre Figuren langsam aus ihrer Isolation erwachen, man folgt ihr gern, wobei sie beim Leser die unterschiedlichsten Gefühle freisetzt. Das Ende ist zwar etwas vorausschaubar, aber der Weg dahin mit wunderschönen Bildern gepflastert, die mich traurig, glücklich und fröhlich machten. Ich habe mich sehr wohlgefühlt den Bewohnern über die Schulter zu schauen, und ihnen bei dem Weg aus der Isolation zu folgen.