Redet mehr miteinander!

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lesemanic Avatar

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Als Jeremias, Annas große Liebe und bisher einzige Familie stirbt, zieht Anna sich ganz aus dem Leben zurück. Für sie gibt es nur mehr Arbeit und die Wohnung, in der in ihrer Vorstellung Jeremias noch bei ihr ist. Keiner ihrer Freunde schafft es, sie aus diesem Tief herauszuholen, bis schließlich auch die letzten Freundschaften eingeschlafen und auf Eis gelegt sind. Als Anna ihre Wohnung aufgeben muss und aus Kostengründen in eine Wohngemeinschaft mit lauter älteren Personen zieht, denkt sie ihr Leben wäre nun ganz vorbei. Wie sehr sie sich doch darin getäuscht hat!
Besonders gefallen hat mir, wie gerade Anna, die seit Jeremias Tod sämtliche Beziehungen zu anderen Leuten meidet und als verschlossen gilt, ihre Mitbewohner durch sehr direktes Fragen dazu bringt, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. Obwohl die anderen schon Jahre lang gemeinsam wohnen und sich gut verstehen, wissen sie nur sehr wenig voneinander. Aber durch Annas Fragen öffnen sich alle nach und nach. Denn jeder in dieser WG hat so sein Päckchen zu tragen.
Alle handelnden Personen in diesem Roman sind so dargestellt, dass man sie sich ganz konkret vorstellen kann und jeden von ihnen ganz fest drücken möchte. Beim Lesen konnte ich sie ganz klar vor mir sehen, die älteren, ein wenig verschrobenen Bewohner. Ich hatte das Gefühl, als ob ich selbst an Annas langem Tisch säße oder im Erker ein Deckchen häkeln würde. Auch die unaufdringliche Liebesgeschichte, die in diesem Roman verpackt ist, hat mich sehr berührt.
Eine Geschichte, die Mut macht seine Ängste zu überwinden, loszulassen und nach vorne zu schauen. Und ganz klar eine eindeutige Aufforderung: Redet mehr miteinander!