Voller Liebe

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Nach schweren Schicksalsschlägen muss Anna nun auch noch ihre Wohnung verlassen, mit der sie wunderschöne Zeiten verbindet – der Vermieter hat Eigenbedarf angemeldet. Allein, es ist fast unmöglich, in München eine leistbare Zwei-Zimmer-Altbauwohnung zu finden, und eine WG ist bestimmt auch nicht das Wahre? Kurz vor Ablauf der Kündigungsfrist muss Anna allerdings eine Entscheidung treffen.

Einfühlsam und liebevoll fängt Barbara Leciejewski Annas Schicksal ein. Satz für Satz, Seite um Seite erfährt der Leser teils über Erinnerungen und Rückblenden von deren bisherigem Leben, ein wenig schwingt Trauer mit, dennoch vermag die Autorin glückliche Momente einzufangen. Erinnerungen beim Anblick des massiven Esstisches und beim Hören liebgewonnener Klavierstücke, die erwachende Natur und hübsche Wolken am Himmel. Jeder Tag kann das Glück bringen, wenn man bereit ist hinzusehen. Vielleicht ist es Zufall, dass Anna mit Nachnamen Trost heißt? Das Buch selber ist jedenfalls ein Trost, nicht nur für Anna und alle anderen Figuren, die uns hier begegnen, sondern vielleicht auch für den Leser selbst?

Wortgewaltig, bildreich und voll mit positiven Stimmungen beschreibt die Autorin einige Monate aus Annas Leben. Die Begegnungen mit netten Menschen, die eben so sind, wie sie sind, locken die junge Protagonistin aus ihrer Reserve und aus ihrer Lethargie. Einschränkungen wegen eines Virus zeigen ihr auf, dass man sich nicht nur in der Arbeit vergraben kann. Leciejewski eröffnet Wege aus der Trauer und der Einsamkeit, berührt mit ihren Szenen ohne jedoch Mitleid zu erwecken und erfreut uns zusätzlich mit einem flüssigen Schreibstil. Ihre Figuren sind authentisch und glaubwürdig, sodass man schnell eintaucht ins Geschehen und stets mehr erfahren will. So fliegen trotz des gemächlichen Inhalts die Seiten nur so dahin bis zum überaus passenden und zufriedenstellenden Ende. Schön, dass es noch Menschen gibt, die einander ausreichend Freiraum gewähren, aber trotzdem immer ein offenes Ohr haben für ihre Umwelt, ab und zu einen Anstoß zur Veränderung geben oder einfach nur helfen, in sich selbst hineinzuhören.

Ein ruhiger, besonnener Roman voller Liebe und Zuversicht, den ich ebenso gerne empfehle wie „Fritz und Emma“.



Titel Für immer und noch ein bisschen länger

Autor Barbara Leciejewski

ISBN 978-3-86493-174-1

Sprache Deutsch

Ausgabe Flexibler Einband, 432 Seiten

ebenfalls erhältlich als ebook und Hörbuch

Erscheinungsdatum 10. März 2022

Verlag Ullstein