Jeder Anfang braucht ein Ende

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la calavera catrina Avatar

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«Für immer» ist ein interessantes Gedankenexperiment. Maja Lunde führt einen erzwungene Stillstand herbei und lässt ihre Figuren in diesem Szenario verweilen. Als Beobachter ist es spannend zu sehen, wie sie damit umgehen. Die 21-jährige Ellen, die in einem Bestattungsunternehmen arbeitet und sich als Adrenalinjunkie bezeichnet, verliert Stabilität in ihrem Leben. Ebenso die Krankenschwester Eva, für die sich mit der neuen Situation auch im Krankenhaus alles ändert - nur körperliches Verharren. Die menschliche Entwicklung ist nicht länger Teil des Kreislaufs, während sich alles andere weiterdreht. Es ist ein „Zustand von Nichtsterben und Nichtwachsen, einem Stillstand, einer Art Ewigkeit.“ Für niemanden ist eine Änderung der Lage absehbar. Diese Ungewissheit geht nicht spurlos an den Menschen vorbei. Die Protagonisten reagieren sehr unterschiedlich. Sie sind angehalten den Alltag beizubehalten.
Einige freuen sich über die gewonnene Zeit, sehen es als Geschenk, wie die Fotografin Jenny, die eine Krebsdiagnose erhalten hat und der nur ein halbes Jahr mit ihrer Familie geblieben wäre. Andere wittern eine Verschwörung oder sehnen sich nach Endlichkeit, wie Ellens Freund Philip, der eine extreme Entwicklung durchmacht. Das Rentner-Ehepaar Margo und Otto haben von Beginn an unterschiedliche Lebensvorstellungen und es hätte mir sehr gefallen, wenn auch Margo einige Kapitel bekommen hätte, da man nur Ottos Sichtweise kennenlernt. Es ist ein Roman mit dystopischem Charakter, der an die Pandemie erinnert und auch Bezüge zur Klimakrise und KI aufgreift, mit einem Ende, das nachdenklich macht.