Liebevoll gezeichnete Kindheit mit Tiefgang

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caro_phie Avatar

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Es ist eine liebliche Geschichte voller Humor, die Takis Würger auf den ersten 50 Seiten seines Romans “Für Polina” entfaltet, eine Kindheit für Hannes Prager, die trotz aller Widrigkeiten glücklicher nicht sein könnte. So wächst das ruhige Kind, das nur zögernd die Welt um sich herum betritt, aber jede noch so kleine Sinneswahrnehmung in sich aufnimmt, in einem Umfeld voller Liebe und Akzeptanz auf - mit seiner Mutter, dem verschrobenen Heinrich Hildebrand, seiner besten Freundin Polina, die ihrer eigenen Mutter in Impulsivität und Lebensfreude in nichts nachsteht, in einer großen Villa mitten im Moor.

Doch über die bedingungslose Freundschaft von Polina und Hannes legen sich Schatten mit der Rückkehr von Polina aus der Türkei, wo sie längere Zeit bei der Familie ihrer Mutter war.

Es sind die Schatten zweier junger Menschen, die sich plötzlich zunehmend ihrer Körper bewusst werden, die etwas jenseits der Freundschaft entdecken, was zugleich aufregend und verstörend ist und die im Falle von Polina sofort wieder in ihre Grenzen verwiesen werden, denn bereits diese ersten 50 Seiten zeigen eindrücklich was es heißt als nicht-weiße Frau in einer weißen, patriarchal geprägten Gesellschaft aufzuwachsen.

Die Leseprobe von Takis Würgers neuem Roman hat mich sehr berührt. Von Seite eins an habe ich die liebevoll, mit viel Humor gezeichneten Figuren ins Herz geschlossen und mich einnehmen lassen von der fast schon archaischen Sprache. Ich würde sehr gerne weiterlesen und Hannes und Polina auf ihrem Weg des Erwachsenwerdens folgen.