Ein viel gelobter Roman, aber ...
Soweit ich es sehe, gibt es nur wenige kritische Stimmen zu dem neuesten Roman von Takis Würger. Fast durchweg wird er hoch gelobt. So äußern sich bereits auf dem Buchrücken andere namhafte Autoren, dass der Roman „wie eine berührende Melodie wirkt“ oder sie „beim Lesen Tränen gehabt“ hätten. Leider kann ich mich dem nicht anschließen. Sicher, es ist eine Liebesgeschichte zwischen einem talentierten Klavierspieler und Kilim-Kennerin, die schon in ihrer Kindheit geknüpft wird, immer wieder durch Trennungen unterbrochen ist und von der wir am Ende gar nicht wissen, ob es tatsächlich ein Happy-end gibt. Was mich dabei allerdings stört, ist, dass sie sehr gekünstelt wirkt und den Eindruck eines zwanghaft gestalteten Märchens hinterlässt. Schon der Beginn ist nicht sehr lebensnah – die allein erziehende Mutter des Protagonisten Hannes findet in einer verwunschenen Villa im Moor mit dem dortigen einzigen älteren Bewohner und einer türkischen Arbeitskollegin nebst deren Tochter Polina eine Wahlfamilie. Hannes ist begnadet am Klavier, alles self-made. In dieser Abgeschiedenheit wundert es nicht, dass er und Polina schon als Kinder zueinander finden. Bis zum Abschnitt über den frühen Tod der Mutter liest sich die Geschichte für mich auch recht passabel. Von Hannes Übersiedlung zum unehelichen Vater nach Hamburg bildet dann aber einen Schnitt, ab dem alles etwas wirr und konstruiert erscheint. Beispielhaft seien da etwa seine Beziehung zu einer älteren Ärztin aus gutem Hause oder seine mehrjährige Tätigkeit als Klavierträger genannt, die er, der immer als klein und schwach beschrieben wird, wuppt. In Kitsch mündet dann das Ende, als Hannes vor vollem Publikum eine für Polina geschaffene Melodie mit nur neun verbliebenen Fingern spielt, um sie auf diese Weise wiederzufinden. Untermalt ist Vieles mit einer schwülstigen Sprache. Kurzum, das Buch wird sicher seine Leser haben, bei mir hinterlässt es aber keinen großen Nachhall.