Modernes Märchen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
medsidestories Avatar

Von

"Für Polina" ist mein erster Roman für Takis Würger. Ich habe ihn gekauft, weil die ersten Rezensionen so durchschlagend begeistert waren und werde ihn im kommenden Dezember wahrscheinlich noch mehrmals kaufen, weil ich die Geschichte um das Musikgenie Hannes Prager für eines dieser Bücher halte, die sich nahezu universell verschenken lassen. Vor allem in der Weihnachtszeit, da man sich inhaltlich an der ein oder anderen Stelle doch nah an der Kitschgrenze bewegt.
Hannes wächst mit seiner alleinerziehenden Mutter Fritzi und deren kauzigen Heinrich Hildebrand unbeschwert in einer alten Hannoveraner Moorvilla auf. Ein fester Bestandteil seiner Kindheit ist das Mädchen Polina, die Tochter der besten Freundin seiner Mutter. Mit dem Älterwerden wird aus dem geschwisterähnlichen Verhältnis der beiden Kinder mehr. Doch als Erwachsener verliert Hannes Polina aus den Augen. Und irgendwann ist es nur sein außergewöhnliches Talent für Musik, das sie zu ihm zurückbringen kann.

In Ansätzen erinnert mich dieser Roman an die Bücher von Mariana Leky. Er ist geprägt ausgesprochen originellen Charakteren und ausgesprochen originellen Charakteren, die teilweise so überzeichnet werden, dass sie mehr fantastisch als realistisch merken. Die Bilder, die der Autor zeichnet, haben beinahe etwas Märchenhaftes an sich. Diese Originalität, das "Seltsame" an der Geschichte, ist es aber auch, die die ansonsten doch etwas schnulzig-romantische Handlung ausgleicht und damit erst richtig lesbar macht.
Nach dem Motto: Wenn schon unglaublich, warum dann nicht absurd?
Das hat etwas so Charmantes, Tragischkomisches und Liebenswürdiges, dass man dieses Buch nur mögen kann. Eine Sekunde dachte ich, dass das Ende die Geschichte aus den Fugen reißt, aber dann die letzte, kluge Wendung, hat den Roman wirklich rund werden lassen.

Fazit: Ich würde mir zu Weihnachten eine deutsche Verfilmung dieser Geschichte ansehen. Ein verschneites Hamburg, Til Schweiger als Heinrich Hildebrand, das wäre doch mal was.