Vielschichtiger Liebesroman
„Der Liebesroman des Jahres“ steht hinten auf dem Bucheinband von Takis Würgers neuem Werk „Für Polina“. Dabei geht es darin aber nicht nur um die im Klappentext erwähnte Liebe zwischen Hannes und Polina; vielmehr blicken wir durch die Erzählung in ein ganzes Kaleidoskop der Liebe; jedes Umblättern sorgt für eine neue Einstellung und einen neuen Fokus. So ist viel Raum für die Liebe zur Musik, aber auch für die Liebe zwischen Mutter und Sohn, zwischen altem Griesgram und jungem Leben und die Liebe als Ausdruck verschiedenster sehr starker Freundschaften. Ist die Geschichte realistisch? Wohl kaum. Muss sie das sein? Auf gar keinen Fall! Sie ist ein modernes Märchen, das Widrigkeiten des Lebens keinesfalls ausblendet, sondern einfängt und den damit verbundenen Schmerz durchaus durchscheinen lässt, aber trotzdem und gerade auf äußerst feinfühlige Art und Weise immer wieder den Blick auf das Positive richtet. Dieser Spagat spiegelt sich auch in der Erzählweise wider. Im Großen und Ganzen werden die Personen fast ein wenig distanziert von außen betrachtet und ihr Werdegang in zwischendurch größeren zeitlichen Schritten vermeintlich nüchtern geschildert. Doch dieser Gesamteindruck entsteht nur durch die geschickte Verbindung von kurzen Dialogen und überaus detailgespickten Sätzen, die alle Sinne ansprechen, ob es die taubenblauen Fensterläden, der Schwefelgeruch des Moores, das geschrieene dreigestrichene f, die salzigen Zucchiniblüten oder das Gefühl des Unglücklich-Verliebtseins ist. Dabei sind sie immer mit einer subtilen Prise Humor gewürzt, wodurch einem beim Lesen gleichzeitig das Herz schwer werden und ein Lächeln um die Lippen spielen kann. Auf die Frage, ob das Buch lesenswert ist, kann man daher nur mit der Gegenfrage aus dem Buch antworten, das zwischen Hannes und Polina zum Synonym für ein klares „Ja!“ geworden ist: „Hast du Tollkraut gegessen?“