Zwischen Musik, Liebe und verpassten Chancen
Mit "Für Polina" erzählt Takis Würger die berührende Geschichte einer lebenslangen Liebe, die durch Musik verbunden ist. Der deutsche Autor und Journalist, geboren 1985, hat bereits mit "Der Club" große Aufmerksamkeit erlangt und arbeitet neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit als Reporter, unter anderem für "Der Spiegel". Sein Stil zeichnet sich durch eine schnörkellose, klare Sprache aus, die auch in seinem neuen Roman eine große Rolle spielt.
Worum geht’s genau?
Der Roman begleitet Hannes Prager, der mit vierzehn Jahren seine große Liebe Polina kennenlernt und für sie eine einzigartige Melodie komponiert. Doch das Leben trennt ihre Wege, und Hannes hört auf, Klavier zu spielen. Jahrelang fühlt er nur Leere, bis er schließlich erkennt, dass er Polina wiederfinden muss – und das Einzige, womit er sie erreichen kann, ist ihre Melodie. Zwischen Freundschaft, Familie und der Kraft der Musik entfaltet sich eine tiefgehende Geschichte über Sehnsucht, Verlust und die Hoffnung auf eine zweite Chance.
Meine Meinung
Ich habe "Für Polina" auf mehrfache Empfehlung hin gelesen und bin froh, dass ich es getan habe. Auch wenn die Cover des Diogenes Verlags mich meist nicht ansprechen, hat sich das Lesen dieses Romans wirklich gelohnt. Es ist kein lauter, dramatischer Roman, sondern eine ruhige, feinfühlige Geschichte, die mit viel Emotion, unerwarteten Wendungen und vor allem liebenswerten Figuren überzeugt.
Besonders die Beziehungen zwischen den Charakteren haben mich beeindruckt – sei es die Verbindung zwischen Hannes und Polina oder die unkonventionellen Freundschaften, etwa zwischen Fritzi und Heinrich. Die Charaktere sind klar voneinander unterscheidbar, überwiegend sympathisch und es ist leicht mit ihnen mitzufühlen und mitzufiebern. Vor allem die tiefe Liebe von Hannes zu Polina, die ihn über Jahrzehnte begleitet, hat mich berührt. Gleichzeitig hätte ich es spannend gefunden, wenn Polinas Sichtweise stärker eingebracht worden wäre – so bleibt sie eher eine Projektion von Hannes' Sehnsucht, während wir als Lesende wenig über ihr eigenes Leben erfahren.
Negativ aufgefallen ist mir die Verwendung des rassistischen I-Worts auf Seite 178. Sprachlich liest sich der Roman flüssig, jedoch ohne besonders herausragenden Stil. Während ich mir bei für mich wirklich außergewöhnlichen Büchern viele Zitate notiere, habe ich mir hier nur vier markiert, was für mich verhältnismäßig wenig ist.
Die ersten zwei Drittel des Buches habe ich mit Begeisterung und Anteilnahme gelesen. Doch das letzte Drittel konnte mich nicht mehr ganz so überzeugen: Während die Geschichte zunächst ruhig und konzentriert erzählt wird, überschlagen sich gegen Ende die Ereignisse und wirken zunehmend klischeehaft. Zudem hat sich Hannes über viele Jahre hinweg zu sehr in seinem eigenen Leid verloren – ohne wirkliche Bewältigungsversuche oder Weiterentwicklung. Sein selbstschädigendes Verhalten wird fast zelebriert, während er sich insgeheim immer nach Polina sehnt. Die vielen Wendungen sind nicht alle wirklich glaubhaft und haben das zuvor stimmige Erzähltempo für mich etwas aus dem Gleichgewicht gebracht.
Trotzdem bleibt "Für Polina" für mich eine warme Geschichte, in der viel Liebe steckt. Die klar formulierten Sätze ohne Schnörkel lassen sich leicht und flüssig lesen und erzeugen eine Atmosphäre, die fast schon tröstlich wirkt.
Fazit
Takis Würger gelingt mit "Für Polina" ein berührender Roman über Musik, Liebe und das Festhalten an einer Verbindung, die die Zeit überdauert. Auch wenn das letzte Drittel mich nicht mehr vollends überzeugt hat und ich mir eine stärkere Perspektive von Polina gewünscht hätte, bleibt die Geschichte im Kern eine einfühlsame und bewegende Lektüre. 4 von 5 Sternen.
Worum geht’s genau?
Der Roman begleitet Hannes Prager, der mit vierzehn Jahren seine große Liebe Polina kennenlernt und für sie eine einzigartige Melodie komponiert. Doch das Leben trennt ihre Wege, und Hannes hört auf, Klavier zu spielen. Jahrelang fühlt er nur Leere, bis er schließlich erkennt, dass er Polina wiederfinden muss – und das Einzige, womit er sie erreichen kann, ist ihre Melodie. Zwischen Freundschaft, Familie und der Kraft der Musik entfaltet sich eine tiefgehende Geschichte über Sehnsucht, Verlust und die Hoffnung auf eine zweite Chance.
Meine Meinung
Ich habe "Für Polina" auf mehrfache Empfehlung hin gelesen und bin froh, dass ich es getan habe. Auch wenn die Cover des Diogenes Verlags mich meist nicht ansprechen, hat sich das Lesen dieses Romans wirklich gelohnt. Es ist kein lauter, dramatischer Roman, sondern eine ruhige, feinfühlige Geschichte, die mit viel Emotion, unerwarteten Wendungen und vor allem liebenswerten Figuren überzeugt.
Besonders die Beziehungen zwischen den Charakteren haben mich beeindruckt – sei es die Verbindung zwischen Hannes und Polina oder die unkonventionellen Freundschaften, etwa zwischen Fritzi und Heinrich. Die Charaktere sind klar voneinander unterscheidbar, überwiegend sympathisch und es ist leicht mit ihnen mitzufühlen und mitzufiebern. Vor allem die tiefe Liebe von Hannes zu Polina, die ihn über Jahrzehnte begleitet, hat mich berührt. Gleichzeitig hätte ich es spannend gefunden, wenn Polinas Sichtweise stärker eingebracht worden wäre – so bleibt sie eher eine Projektion von Hannes' Sehnsucht, während wir als Lesende wenig über ihr eigenes Leben erfahren.
Negativ aufgefallen ist mir die Verwendung des rassistischen I-Worts auf Seite 178. Sprachlich liest sich der Roman flüssig, jedoch ohne besonders herausragenden Stil. Während ich mir bei für mich wirklich außergewöhnlichen Büchern viele Zitate notiere, habe ich mir hier nur vier markiert, was für mich verhältnismäßig wenig ist.
Die ersten zwei Drittel des Buches habe ich mit Begeisterung und Anteilnahme gelesen. Doch das letzte Drittel konnte mich nicht mehr ganz so überzeugen: Während die Geschichte zunächst ruhig und konzentriert erzählt wird, überschlagen sich gegen Ende die Ereignisse und wirken zunehmend klischeehaft. Zudem hat sich Hannes über viele Jahre hinweg zu sehr in seinem eigenen Leid verloren – ohne wirkliche Bewältigungsversuche oder Weiterentwicklung. Sein selbstschädigendes Verhalten wird fast zelebriert, während er sich insgeheim immer nach Polina sehnt. Die vielen Wendungen sind nicht alle wirklich glaubhaft und haben das zuvor stimmige Erzähltempo für mich etwas aus dem Gleichgewicht gebracht.
Trotzdem bleibt "Für Polina" für mich eine warme Geschichte, in der viel Liebe steckt. Die klar formulierten Sätze ohne Schnörkel lassen sich leicht und flüssig lesen und erzeugen eine Atmosphäre, die fast schon tröstlich wirkt.
Fazit
Takis Würger gelingt mit "Für Polina" ein berührender Roman über Musik, Liebe und das Festhalten an einer Verbindung, die die Zeit überdauert. Auch wenn das letzte Drittel mich nicht mehr vollends überzeugt hat und ich mir eine stärkere Perspektive von Polina gewünscht hätte, bleibt die Geschichte im Kern eine einfühlsame und bewegende Lektüre. 4 von 5 Sternen.