Coming of Age statt Revolution

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Der Klappentext von "Fürchtet uns, wir sind die Zukunft" ließ mich ein anderes Buch erwarten – ein Bericht in Romanform aus einer Musikhochschule, der Missstände aufzeigt, revolutionäre Zukunftsvisionen junger Menschen entwirft. Die Handlung kreist stattdessen aber um die Befindlichkeiten des Ich-Erzählers Theo, erste eigene Wohnung, Start des Studiums, erste Liebe. Die Revolution bleibt da auf der Strecke.
Vieles wird nur angedeutet oder garnicht gesagt. Was genau will die Gruppe Zukunft? Was liegt in der Akademie im Argen? So genau erfährt man das nicht. Jetzt hätte man natürlich auch auf die etwas unklare Agenda und darauf wie manche Gruppen auch so Leute beeinflussen und anziehen, eingehen können. Das wäre in Corona-Zeiten auch sehr aktuell gewesen. Aber auch das passiert nicht.
So finde ich, dass das Buch sein Potenzial nicht ganz ausschöpft. Vielleicht erwarte ich auch fälschlicherweise, dass Jugendbücher eine klare, möglicherweise erzieherische Aussage haben sollten.

Ich gebe zu: das Buch hatte bei mir aber auch erschwerte Ausgangsbedingungen. Zufällig habe ich es direkt nach "Hard Land" von Benedict Wells gelesen. Immer wieder fielen mir sehr ähnliche Motive auf: junger/jugendlicher musikbegabter Mann, Sommer, erste Liebe, Coming of Age. Lustiger Zufall, dass ich zwei einander so ähnelnde Neuerscheinungen direkt nacheinander gelesen habe. Da blieb ein Vergleich nicht aus und ich muss sagen, dass B. Wells den gewinnt.

Typografisch, teils auch sprachlich interessant umgesetzt.

Empfohlen ab 14 Jahren.