Kein Selbstfindungstrip nach meinem Geschmack

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chaosbaerchen Avatar

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In "Fürchtet uns, wir sind die Zukunft" von Lea-Lina Oppermann geht es um den jungen Theo Sandmann, der gerade an einer Musikakademie aufgenommen wurde, um Pianist zu werden. Sein Lehrer Professor Cornelius Goldstein gestaltet den Unterricht ziemlich unkonventionell, lockt Theo aus der Reserve und befreit ihn von selbst auferlegten Zwängen.
Schon am ersten Abend begegnet er auf der Eröffnungsgala einer Frau. Sie trägt als Tenorsängerin einen Ausschnitt aus der Oper "Aida" von Verdi vor und weicht damit vom vorgesehenen Programm ab. Theo ist fasziniert und beeindruckt von der Ausstrahlung und dem, was diese Frau für ihn verkörpert. Schon kurze Zeit später begegnet er ihr erneut und sie zieht ihn in ihre Kreise. Ihre kleine Gruppe nennt sich DIE ZUKUNFT und ist weit mehr als eine Interessengemeinschaft, wie Theo sehr schnell feststellt. Aber seine Bindung an die Frau, die sich Aida nennt, macht ihn gefügig und realitätsblind. Erst sehr spät begreift er, wo er hineingeraten ist und macht eine 180Grad-Kehrtwendung, aber die ZUKUNFT hat ihn verändert und er ist nun ein anderer Mensch...

Das Cover ist ein echter Eyecatcher und hat daher auch gleich meinen Blick auf sich gezogen. Auch die Leseprobe fand ich sehr überzeugend. Sie hat allerdings letztlich bei mir Erwartungen geweckt, die leider beim Lesen des Buches nicht erfüllt wurden. Der Schreibstil ist aber sehr flüssig und die vielen halbleeren Seiten sorgen dafür, dass man die Lektüre sehr schnell bewältigen kann.

Ich finde es grundsätzlich nicht gut, wenn sich Menschen über alles hinwegsetzen - mit welcher Motivation und Intention auch immer sie dies begründen und rechtfertigen. Ich kann die Gedanken der ZUKUNFT zum Teil nachverfolgen, allerdings finde ich die Taten doch sehr fragwürdig. Theo ist ein sympathischer Charakter. Er ist unerfahren und naiv. Allerdings tut er mir ab dem Augenblick, wo er Aidas rebellischer Gruppe folgt, auch irgendwie leid, weil seine Gefühle und seine ersten Erfahrungen seinen Verstand ausschalten.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was mir das Buch sagen möchte. Die Botschaft ist bei mir nicht angekommen. Das offene Ende lässt mich spekulierend zurück, was Theos Zukunft anbelangt. Wut ist kein dauerhafter Antrieb, für was auch immer. Er ist kein gefestigter Charakter, auch wenn er gewachsen ist in der kurzen Zeit auf der Akademie.

Ich kann das Buch daher leider nur eingeschränkt empfehlen.