Zu viel verschenktes Potential

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Als der 18jährige Theo Sandmann als Klavierstudent an die Akademie kommt, ist er noch ziemlich ahnungslos. Er kennt weder die Abläufe, noch den reichen Mäzenen Werner Stenzel. Erst als er auf die beeindruckende Aida trifft, wird ihm klar, was an der Akademie falsch läuft.

Das Gute des Buches zuerst: Es liest sich unglaublich flüssig und dadurch, dass manche Seiten teilweise nur halbseitig bedruckt sind, fliegt man nur so hindurch. Außerdem hat mir das Setting einer Musik- und Schauspielakademie gut gefallen, da ich solcher Art noch nicht besonders viel gelesen habe und ein großer Freund von klassischer Musik bin.

Doch leider war es das auch schon. Ich habe mich quasi ab Seite 50 nur noch geärgert. Über Charaktere. Über Entscheidungen. Über Darstellungen.
Für mich hatte keiner der Charaktere irgendeine Tiefe, es waren Abziehbildchen, die entweder schwarz oder weiß waren und über ihre Handlungen in der ZUKUNFT hinaus kaum irgendwelche interessanten Eigenschaften aufweisen konnten. Theo ist zu Beginn des Buches einfach nur ein leeres Blatt Papier, auf den jeder, der mit ihm Bekanntschaft macht, irgendetwas drauf schreibt und das nimmt er so hin, ohne sich selbst ein Bild zu machen. Ein typischer Mitläufer ohne Meinung, der sich selbst keine Gedanken macht und einfach das nachplappert, was andere ihm erzählen. Egal, ob das seine Mutter, anfangs seine Lehrer oder seine Mitstudierenden sind. Ich fand ihn einfach super nervig.
Aida ist ebenso typisch. Manipulativ, arrogant und narzisstisch. Der Grund, aus dem sie die ZUKUNFT angeblich ins Leben gerufen hat, war mir zu dürftig und es hat sich mir ebenso wenig ergeben, warum ihr das alles nicht vorher schon aufgefallen ist, sondern erst ab einem bestimmten Punkt.
Außerdem fand ich die Beschreibungen mancher Personen einfach nur daneben. Während Aida stets über ihre Haarfarbe charakterisiert wird, werden andere Frauen nur in dick oder dünn kategorisiert, etwas anderes erfährt man kaum und das war mir nicht nur zu oberflächlich, ich finde diese Art und Weise einfach nur veraltet und nicht mehr zeitgemäß.

Natürlich kann man auf 288 Seiten nicht Welt verändern, aber für mich hat dieses Buch unfassbar viel Potenzial verschenkt. Man hätte auf sexuelle Belästigungen im Künstlermilieu aufmerksam machen können. Darauf, dass dort oftmals nicht das Können, sondern Kontakte oder Geld entscheiden. Stattdessen stürzt sich die Autorin auf einen sterbenslangweiligen Charakter und versucht ihn durch Entscheidungen einer Narzisstin von außen interessant zu machen. Absolut nicht meins und nichts, was ich weiterempfehlen würde.