Zwischen Verdrängung und Wahrheit

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mariehal Avatar

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„Furye“ ist ein kraftvoller Roman über Schuld, Erinnerung und die Frage, ob man je ganz entkommen kann – der Vergangenheit, sich selbst oder den Entscheidungen, die man einst traf. Selten hat mich ein Buch so schnell gefesselt und so lange beschäftigt.

Im Zentrum steht eine namenlose Erzählerin, die sich nach einem Anruf zurück in ihre Heimat begibt – an den Ort, den sie seit zwanzig Jahren meidet, aber nie wirklich hinter sich lassen konnte. Dort wartet nicht nur die Erinnerung an eine Jugend voller Rebellion, Intensität und Schmerz, sondern auch die Wahrheit über einen Unfall, der kein Unfall war.

Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit ist meisterhaft umgesetzt. Die Erzählung springt scheinbar mühelos zwischen jugendlicher Unbeschwertheit und erwachsener Ernüchterung, wodurch sich ein komplexes Bild entfaltet – nicht nur von der Protagonistin, sondern auch von den Beziehungen, die sie geprägt haben. Besonders gelungen ist, wie sich Vergangenheit und Gegenwart im Verlauf zunehmend verzahnen und das große Ganze erst allmählich sichtbar wird.

Der Stil ist eindringlich, poetisch und manchmal schonungslos direkt. Die Erzählerin spricht mit einer verletzlichen Klarheit, die berührt. Und gerade weil das Ende nicht versöhnlich oder „glücklich“ ist, wirkt es umso realistischer – und bleibt im Gedächtnis.

Ein Buch, das leise beginnt, aber einen langen Nachhall erzeugt. Es erzählt von Freundschaft, Verrat und dem unausweichlichen Moment, in dem man sich den eigenen Schatten stellen muss. Für mich ein echtes Highlight – emotional, ehrlich und mit bleibendem Eindruck.