Märchen ohne Zauber

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sago Avatar

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Grundsätzlich gefällt mir die Idee, Märchen der Gebrüder Grimm verfremdet in die Zukunft zu versetzen. Auch dass dabei unterschiedliche Erzählformen zum Einsatz kommen, erschien mir lesenswert.

Diesen Ansatz hat die Autorin allerdings wirklich sehr konsequent weiterverfolgt. Geboten wurde ein Märchen als Lied, in Drehbuchform, als Blog usw. Leider hat sich daher das auf dem Buchrücken angeführte Zitat "Wie man richtig schreibt? Holly-Jane Rahlens weiß es." nicht recht unter Beweis stellen können. Richtiger Lesefluss kam nur selten auf. Die wirklich nur sehr lose auf den bekannten Märchen basierenden Texten verloren dadurch und durch die Transformation in die Zukunft irgendwie all ihren gewohnten Charme. Nur wenige Idee haben sich mir für längere Zeit eingeprägt. Die eingestreuten pseudowissenschaftlichen Analysen der Geschichten, die einen Blick in eine sehr gewandelte Welt zeigten, fand ich dagegen durchaus raffiniert.

Eigentlich hat das großformatige Design das Zeug zum Märchenbuch. Aber auch die Illustrationen im Innenteil, ebenso wie das Cover, die wohl von Studierenden verschiedenen Hochschulen stammen, wirkten uneinheitlich und eher unschön. Hinzu kam die extrem gegenderte Sprache. Anstelle männlich geprägter Begriffe trat hier immer wieder ausschließlich die weibliche Form (z.B. Sponsorinnen), was ich dann auch nicht besser finde. Wirklich störend aber waren Stilblüten wie "vorbeigehende Zufußgehende". Wirklich alles andere als märchenhaft!