Die große Liebesgeschichte bleibt leider aus

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Um seine Schaffenskrise zu überwinden und die abgekühlte Ehe zu beleben, fährt der Dichter Paul Éluard mit seiner Frau Gala über den Sommer in das katalonische Cadaqués. Dort lernen sie den jungen und aufstrebenden Maler Salvador Dalí kennen. Zwischen Gala und Dalí keimen Gefühle auf. Dennoch begleitet Gala ihren Mann zurück nach Frankreich. Als Dalí wegen seiner ersten Ausstellung nach Paris reist, trifft er Gala wieder und die beiden werden ein Paar.

Der Schreibstil des Autorenpaars Sylvia Frank hat mir unglaublich gut gefallen. Er ist sehr bildhaft und besonders in der Beschreibung von Landschaften stark. Ich habe mich direkt nach Katalonien versetzt gefühlt. Dadurch war der Roman gut und flüssig zu lesen.

Ich habe mich unterhalten gefühlt, muss aber sagen, dass meine Erwartungshaltung eine etwas andere war. Eine "bewegende Liebesgeschichte" wurde angekündigt. Die Liebe zwischen Gala und Dalí wird im Roman allerdings sehr blass dargestellt. Es geht vielmehr darum, wie Dalí es zu seinem Durchbruch geschafft und Gala ihn dabei unterstützt und den Rücken freigehalten hat. Gala wirkt im Roman berechnend. Als ob ihr Motiv war, an der Seite eines großen Künstlers zu stehen - und als Éluard seinen künstlerischen Zenit überschritten hat, wendet sie sich Dalí zu. Ich befürchte, dass das der Geschichte der beiden nicht gerecht wird. Immerhin verlässt Gala ihr sehr priviligiertes Leben für ein - vor allem finanziell - unsicheres Leben an der Seite eines noch nicht etablierten Künstlers.

Falls es nicht die innige und leidenschaftliche Liebe zwischen den beiden war, ist das natürlich ok. Immerhin betrachtet das Buch historische Personen und ist nicht reine Fiktion. Aber eine bessere Einordnung der Hintergründe oder eine andere Bewerbung wären vorteilhaft gewesen. Dem Nachwort der Autoren habe ich entnommen, dass die Recherche sehr schwierig war, da Gala und Dalí über ihr Privatleben eher geschwiegen haben. Das merkt man leider aus meiner Sicht insbesondere an dem oben genannten Punkt.

Der Roman befasst sich auch nur mit einem relativ kurzen Zeitraum von wenigen Jahren. Ich hätte mir eine längere Zeitspanne gewünscht, da es sehr schnell und abrupt zu Ende geht.

Aufgrund der oben genannten Punkte hat mich "Gala & Dalí" nicht restlos überzeugt. Durch den tollen Schreibstil und auch den Einblick in den künstlerischen Schaffensprozess konnte der Roman aber punkten. Und er hat definitiv mein Interesse daran geweckt, mehr über Dalí und seine Kunst zu erfahren.