Ein Leben für die Kunst

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gudrun_4 Avatar

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Was sind Künstler doch oft für verschrobene, egoistische und sozial inkompetente Persönlichkeiten!
Der Roman lässt uns die Liebesgeschichte zwischen Gala Eluard und Salvador Dalí vom Sommer 1929 bis Frühjahr 1931 miterleben. Ja, es ist eine ungewöhnliche und bewegende Liebesgeschichte, doch viel mehr noch die Geschichte einer leidenschaftlichen und ehrgeizigen Frau, die sich hingebungsvoll für den geliebten Mann einsetzt. Sie nimmt Demütigungen und Entbehrungen auf sich, um ihn in seiner vielleicht schwierigsten Phase seiner künstlerischen Entwicklung und der Ablösung von seiner Familie zu unterstützen und ihn zu motivieren. Mit Geschick, Beharrlichkeit und situationsbedingt auch Strenge beeinflusst sie Dalis künstlerischen Weg und verhilft ihm zu Erfolg und und schließlich auch Wohlstand.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert und wird von einem neutralen Erzähler rückblickend in der Vergangenheit erzählt, fast ohne Rückblenden. Im ersten Teil erleben wir Gala in ihrer Rolle als Ehefrau des Dichters Paul Eluard, im zweiten Teil als Geliebte von Dali in sehr prekären Verhältnissen und im kurzen dritten Teil Gala und Salvador auf ihrer Erfolgswelle.
Die Handlung lehnt sich weitgehend an die tatsächlichen Fakten an, soweit sie die Autoren recherchieren konnten.
Das alles liest sich flüssig und rollt wie ein Film vor dem inneren Auge ab. Ich frage mich jedoch, ob man den Roman auch gut findet, wenn man noch nichts von Surrealismus, von Breton, Magritte oder Bunuel gehört hat.
Bei mir bleibt die Frage offen, was für Gala wohl wichtiger war: Die Liebe zu ihrem Mann oder die Liebe zum Erfolg dieses Mannes? Schließlich hat sie ihren ersten Mann, Pau Eluard, verlassen, weil sich ihr Traum, ihn zu einem gefeierten Künstler zu machen, nicht erfüllt hat: Er kam auch ohne sie zurecht.

Dazu ein Zitat von Seite 307: "Ihr wurde klar, dass das, was sie verband, stärker war als Sex. Vielleicht sogar stärker als die Liebe selbst.
Sie waren Seelenverwandte, zwei Menschen, die ihre eigenen individuellen Wünsche und Bestrebungen zugunsten von etwas Größerem aufgegeben hatten."

Ich würde dieses Buch all jenen empfehlen, die mit Freude und Interesse Galerien besuchen und sich für das Leben der Künstler und Künstlerinnen interessieren, denen wir die ausgestellten Werke verdanken.