Rätselhafte Zusammenhänge

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nordlicht Avatar

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Der Prolog von "Galgenmann" spielt im Jahre 1944. Nach dem Abzug der Deutschen sind die vertriebenen Dorfbewohner ins lothringische Dorf Varrange zurückgekehrt und halten nun einen Weihnachtsgottesdienst ab. Die junge Mathilde verliert beim Verlassen der Kirche ihren Ehemann Johann aus den Augen. Er wartet nicht auf dem Kirchhof, wenig später findet seine Frau ihn erhängt an einem Baum auf dem Friedhof, daneben ein Schild mit der Aufschrift "Der Strick für Kollaborateure".

60 Jahre später, im Dezember 2004, findet der alte Pfarrer des Dorfes während eines Spaziergangs mit seinem Hund die Leiche eines siebzehnjährigen Mädchens. Nathalie Caspar hat einen Strick um den Hals, sie soll allerdings nach Meinung des Gerichtsmediziners nicht erhängt oder erdrosselt, sondern erstickt worden sein. Simon Dreemer, der bisher als Kommissar in Paris tätig war, dort in Ungnade fiel und nach Varrange strafversetzt wurde, soll gemeinsam mit Kommissarin Jeanne Modover den Fall bearbeiten. Der Besuch bei Nathalies Eltern ergibt, dass es offenbar schon länger Probleme in der Familie gab.

Etwas unvermittelt erscheint im Text eine verwirrende Szene, in der ein älterer Mann in seinem Keller hockt, dort sich ausbreitende Flecken an der Wand beobachtet und dabei an eine schmerzlich vermisste Alice (seine erste Frau?) denkt.

Von diesem seltsamen Einschub abgesehen, gefällt mir die Leseprobe gut, generell mag ich Romane, die auf versetzten Zeitebenen spielen. Ein Zusammenhang ist insofern erahnbar, als bereits im Prolog darauf hingewiesen wird, dass die Familie Caspar, der auch die tote Nathalie angehört, im dezember 1944 "wieder da" sei. Den exakten Zusammenhang und das Motiv für den Mord an dem jungen Mädchen kann man natürlich noch nicht erraten. Mich würde es reizen, Simon und Jeanne auf ihren weiteren Ermittlungen zu begleiten.