Vielversprechender Anfang

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rauscheengelsche Avatar

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Der Kriminalroman beginnt mit einem Prolog, der 60 Jahre vor der eigentlichen Geschichte spielt. Die junge Mathilde muss hier kurz nachdem die deutschen Besatzer ihr französisches Dorf verlassen haben, einen grausamen Fund machen: Johann hat sich mit dem „Strick für Kollaborateure“ erhängt.

60 Jahre später wir der Kommandant Simon Dreemer von der Hauptstadt ins entfernte Lothringen versetzt und dort sogleich am ersten Arbeitstag mit dem Mord an der 17-jährigen Nathalie konfrontiert. Der Pfarrer hat die entsetzliche Entdeckung gemacht, mit seiner neuen Kollegin muss Dreemer den Eltern die Nachricht überbringen. Diese scheinen jedoch nur wenig davon berührt zu werden.

Der erste Leseeindruck ist vielversprechend. Zwei zunächst lose Verbrechen werden sicherlich miteinander verbunden werden, obwohl 60 Jahre zwischen den Taten liegen. Einzig der Zeitpunkt – im Winter kurz vor Weihnachten – drängt sich zunächst als verbindendes Element auf. Ebenfalls gut gefällt mir die lokale Einbettung und Einbeziehung regionaler Probleme, die Schwierigkeiten Lothringens nach Ende des Bergbaus werden sogleich angeschnitten und ermöglichen dem Roman so authentisch und nicht beliebig transferierbar zu werden.

Die Charaktere sind vielversprechend. Der neue Kommandant, den man mit seinen Facetten erst im Laufe der Geschichte kennenlernt, wird auf unterschiedliche Arten charakterisiert: der allwissende Erzähler erlaubt Einblicke in seine Gedanken, die Kollegin beschreibt ihn mit ihren Augen und dann ist da noch sein Ruf, der ihm vorausgeeilt war und natürlich die spannende Frage aufwirft: warum wurde er versetzt.

Der Schreibstil ist ansprechend. Beschreibung so viel wie notwendig, um sich ein Bild zu machen, aber nicht überladen detailreich. Die Figuren werden eher durch ihr Handeln gekennzeichnet als durch langatmige Vorgaben, wie man sie als Leser finden soll. Die Autorin baut Spannung auf, die Lust auf den Fortgang der Geschichte macht.