Der Gott des Erbarmens

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darcy Avatar

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Das Buch beginnt mit einem atmophärischen Prolog. Am Weihnachtstag 1944 findet eine Frau nach der Mitternachtsmesse ihren Mann erhängt an einem Baum vor. "Der Strick der Kollaborateure" steht auf einem Schild daneben. Und man ahnt, wohin die Geschichte um den Mord an einem Jungen Mädchen in der heutigen Zeit hinweisen wird.

Das stimmt aber nur zum Teil, den Lothringen ist in mehrer Hinsicht eine geschundene Gegend. Der Bergbau hat lange Zeit den Tagesablauf dominiert in dem kleinen Ort, zu dem Simon Dreemer kurzfristig nach einem Zwischenfall in Paris versetzt wird. Noch heute ist die Landschaft geprägt von den Spätfolgen der Aushölungen unter der Erde. Tragödien, die sich unter Tage ereigneten, haben tiefe Narben auch bei den Menschen hinterlassen.

Die Autorin gelingt es sehr schön, die düstere Melancholie einzufangen. Leider ist sie bei der Charakterisierung ihrer Figuren etwas zu verhuscht, es fehlt der nötige Tiefgang. Ermittler Simon bleibt wage, ebenso verschwommen seine Partnerin vor Ort, Jeanne. Gerade Jeanne scheint eine traurige Kindheit gehabt zu haben, die die Autorin immerwieder kurz, zu kurz, andeutet. Alles bleibt ein wenig wage und leider auch distanziert. So entwickelte ich nur wenig tieferes Interesse an der Aufklärung der Morde.

Aline Kiner hat einen schönen Schreibstil. Ihr Buch ist leise und voller Andeutungen. Für einen richtigen Krimi fehlt aber die nötige Spannung. Ihre Story ist verflochten und auch tragisch, aber es ihr nicht gelungen, mich zu berühren. Trotzdem war dieses Buch keine vertane Zeit, es las sich angenehm und schnell und beleuchtet die etwas vergessen Geschichte Lothringens.