Galgenmann

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allegra Avatar

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=== Meine Inhaltsangabe ===

Der junge Polizist Simon Dreemer wird aus Paris ins lothringische Metz auf unbestimmte Dauer versetzt. In seinem ersten Fall arbeitet er an der Seite von Jeanne Moroder. In Varange, einem kleinen Dorf, in dem Jeanne aufgewachsen ist, wird die siebzehnjährige Nathalie tot in einer Erdspalte gefunden. Die Leiche ist seltsam drapiert mit Seilen um den Hals und die Hände. Sehr bald erinnert man sich an einen ähnlichen Fall vor einigen Jahren. Auch damals wurde ein totes Mädchen in einer Spalte gefunden.
Simon und Jeanne sprechen mit zahlreichen Leuten aus dem Dorf. Sehr schnell wird klar, dass das Dorf ein unausgesprochenes Geheimnis aus der Vergangenheit hütet und auch Jeanne ist lange Zeit nicht wirklich offen zu Simon. Über der ganzen Situation hängt eine sehr konkrete und handfeste Bedrohung in der Luft. In Varange gibt es eine stillgelegte Mine, die an zahlreichen Stellen eingestürzt ist, sodass sich in der Landschaft viele Dellen und Spalten bilden. Es sind bereits Häuser in Mitleidenschaft gezogen worden.
Der Pastor findet auf dem Friedhof seltsame Symbole, Holzstäbchen liegen in Form eines Galgenmännchen – dem Kinderspiel – auf dem Boden, just an der Stelle, wo in der Weihnachtsnacht 1944 Johann Ziegler erhängt worden ist. Das Dorf Varange hat eine sehr wechselhafte und schmerzvolle Geschichte erlebt, bis 1944 war es von der deutschen Armee besetzt. Was ist damals passiert und haben die Geschehnisse aus der Vergangenheit mit den aktuellen Morden etwas zu tun?


=== Meine Meinung ===

Der Prolog, der in der Weihnachtsnacht 1944 spielt und erzählt, wie eine junge Frau, Mathilde Ziegler ihren Mann erhängt auf dem Friedhof findet, lässt erwarten, dass die Lösung des Kriminalfalls in die Zeit des zweiten Weltkrieges zurückführt. Das erste Kapitel, als der Pastor auf einem winterlichen Spaziergang die tote Nathalie findet ist sehr gefühlvoll geschrieben und die Landschaft ist sehr liebevoll beschrieben, dass man gleich eine Vorstellung der Region gewinnt, in der die Handlung spielt. Die Hauptermittler, Simon und Jeanne werden recht ausführlich charakterisiert, wobei mir Simon irgendwie näher war als Jeanne. Sie erschien mir recht widersprüchlich, was aber nicht negativ sein muss. Die weiteren Personen bleiben dazu im Vergleich eher blass und ich konnte sie mir, mit einer Ausnahme, der alten Lehrerin Elisabeth Messager, nicht wirklich vorstellen. Erschwerend werden Figuren eingeführt, deren Bedeutung sehr lange rätselhaft bleibt. Oft war mir nicht klar, ob sie mit dem Mordfall etwas zu tun haben oder ob sie Teil des Nebenschauplatzes der einstürzenden Minen sind.

Im Buch erfährt man einiges über das Leben zur Zeit der deutschen Besatzung im zweiten Weltkrieg, aber da ich mit der Geschichte von Elsass-Lothringen nicht so detailliert vertraut bin, war mir manches zu vage. Da hätte ich gerne mehr Ausführungen dazu gelesen, was angesichts des eher geringen Umfangs des Buches mit nur 256 Seiten wünschenswert gewesen wäre. In der Geschichte spielt der Bergbau eine recht wichtige Rolle, wenn auch im Hintergrund. Da gibt es zwar recht stimmungsvolle Einschübe, aber ich hätte mir das auch etwas ausführlicher und klarer gewünscht. Ich hatte am Ende nicht verstanden, weshalb die Minen erst einstürzen, wenn sie nicht mehr leer gepumpt, sondern geflutet werden.

Insgesamt hatte ich nach dem spannenden Prolog und dem gefühlvollen ersten Kapitel mehr von diesem Krimi erwartet. Manches steht sicher zwischen den Zeilen, ist vielleicht bei der Übersetzung verloren gegangen oder ist schlicht gewollt, dass es vage bleibt.

Ich konnte diesen Krimi sehr flüssig lesen, die Sprache ist einfach, aber passend. Auf wirkliche Spannungsmomente habe ich aber vergebens gewartet. Der Fall löst sich zwar für mich unerwartet auf, aber mir erscheinen die Aufklärungen der Mordfälle eher kühl und etwas zu sachlich.


=== Mein Fazit ===

Galgenmann ist ein kurzer Krimi mit einer sehr viel versprechenden Ausgangslage. Er ist in einer sehr interessanten und schönen Gegend situiert, aber dadurch dass wirkliche Spannungsmomente weitgehend fehlen, plätschert er etwas vor sich hin. Dadurch wirkt er trotz sehr interessantem geschichtlichen Hintergrund doch eher belanglos.