Es ist gefährlich, in Mexico ein Mädchen zu sein

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adel69 Avatar

Von

Aus der Bücherei habe ich mir vor einigen Wochen folgendes Buch zum Lesen ausgeliehen:
==Gebete für die Vermissten==
von
==Jennifer Clement==

==Worum geht es in dem Buch?==
Die Ich-Erzählerin heißt Ladydi, weil ihre Mutter sauer war auf das, was Prinz Charles Prinzessin Diana angetan hatte.
Ladydi lebt in Mexico. Die ersten Jahre ihres Lebens wird sie als Junge verkleidet, weil es gefährlich ist, in Mexico Töchter zu haben. Denn Mädchen werden oft entführt und dann von Mitgliedern von Drogenbanden gequält. Man verbrennt beispielsweise ihre Haut mit glimmenden Zigaretten.
Paula war ein solch hübsches Mädchen – hübscher als Jennifer Lopez. Und wenn man versuchte, sie hässlich zu machen, blitzte ihre Schönheit immer noch durch.
Wenn Drogenbanden unterwegs waren, versteckten achtsame Eltern ihre Töchter in Erdlöchern und hofften, dass sie nicht gefunden werden würden. Viele Mädchen und Frauen wurden schon entführt. Sie verschwanden für immer. Oder sie tauchten wieder auf mit Narben der Quälereien, die ihnen die Drogenbanden angedeihen ließen.
Ruth ist eine Frau, deren Eltern sie als Baby in den Müll warfen. Das geschieht mit vielen Babys. Zum Glück wurde Ruth von einer gütigen Frau gefunden, die sich um solche „Müllkinder“ kümmerte.
Ruth hat einen Friseursalon, und sie macht vielen Frauen in dem Dorf, in dem Ladydi lebt, die Haare. Doch eines Tages ist Ruth verschwunden, und niemand weiß, wo sie ist.
Maria kam mit einer Hasenscharte auf die Welt. Das ist ein Segen für sie und ihre Familie, denn so ist sie für die Drogenbanden nicht mehr attraktiv. Hübsche Mädchen versteckt man nicht nur, sondern man malt ihnen auch die Zähne schwarz an.
Ladydis Mutter putzt bei anderen Leuten, um etwas Geld zu verdienen. Sie ist aber auch Kleptomanin, ständig lässt sie Sachen mitgehen. Auch in dem Haus, in dem sie putzt.

==Meine Meinung und Leseerfahrung===
Wow – was für ein Buch! Ich habe es während einiger Stunden an einem Nachmittag gelesen. Fasziniert und gleichzeitig schockiert war ich von dem, was ich da las. Frauen sind offensichtlich „Freiwild“ – und wer als Frau hübsch ist, lebt gefährlich in Mexico. Die Polizei tut nichts gegen die Entführung junger Frauen, das klingt mehrfach an in dem Buch. Ich habe mir beim Lesen oft gedacht, dass ich nie im Leben Mexico besuchen will – ein Land, in dem man mit Frauen und Mädchen so umspringt, wie die Autorin es schildert. Sie hat es ja recherchiert, sie hat mit Leuten gesprochen und viele Ereignisse gehört.
Und durch diesen Roman haben viele dieser Frauen und Mädchen endlich eine Stimme bekommen, denn nun kann man erfahren, wie mächtig die Drogenbanden in Mexico sind und welche Rechte sie sich herausnehmen.
Ich bin der Meinung, dass dieses Buch sehr viele Menschen lesen sollten –auch in Deutschland. Man sollte es in Schulen lesen und darüber sprechen. Gerade, wenn man vor dem Umgang mit Drogen warnt, sollte man auch auf das Schicksal vieler Frauen und Mädchen in Mexico aufmerksam machen.
Ladydi ist ein sympathischer Charakter, und das, was sie erlebt, ist spannend und erschütternd zugleich.
Von mir bekommt das Buch „Gebete für die Vermissten“ fünf Sterne und eine klare Weiterempfehlung!