Gebete für die Vermissten

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Inhalt: 

Ladydi wächst im ländlichen Mexiko auf, in einer Gegend, in der die Mädchen hässlich sein müssen - denn sonst werden sie von Heroindealern entführt und entweder als Boten oder als Sexsklavinnen eingesetzt. Und in einer Gegend, in der es keine Männer gibt, denn diese sind alle nach USA illegal ausgewandert. Lange Zeit geht es für Ladydi gut, und schließlich soll sie in Acapulco bei einer reichen Familie als Kindermädchen arbeiten. Zusammen mit ihrem Cousin Mike verlässt Ladydi das Dorf. Doch dann wird sie in ein Drogenverbrechen verstrickt und nicht ist mehr so, wie sie es dachte ...

Meine Meinung: 

Das Buch hat mich sehr beeindruckt, wie schon lange kein anderes Buch mehr. 

Die Geschichte wird aus der Sicht von Ladydi erzählt, sie ist in der Sprache eines jungen Mädchens geschildert, das eigene Erklärungen für die merkwürdigen Vorkommnisse findet. Merkwürdig sind sie aber nur für den Leser, für Ladydi ist es Alltag. Es ist Alltag, dass die Männer aus dem Dorf verschwinden, um ihr Glück in USA zu suchen. Es ist Alltag, dass etliche von ihnen schon die Überquerung der Grenze nicht überleben und andere sich nie wieder melden. Es ist Alltag, dass Pflanzengifte, die für die Mohnfelder bestimmt sind, über Dörfer und ihre Bewohner verteilt werden. Es ist schließlich auch Alltag, dass sich alle Mädchen in Erdlöchern verstecken müssen, wenn die Dealer mit ihren Autos kommen, um sie mit Gewalt zu verschleppen. 

Aber die Frauen halten zusammen und unterstützen sich gegenseitig - egal wo sie aufeinander treffen. Überall trifft Ladydi auf Helferinnen, sie ist niemals allein. Das wirkt sehr tröstlich. 

Ein Thema des Buches ist sicherlich das Leben im ländlichen Mexiko von heute und ich bin entsetzt über die beschriebenen Zustände. Es erscheint mir unglaublich, dass die Ereignisse möglich sein können, aber ich fürchte, sie sind nicht alle der reinen Phantasie entsprungen. 

Wenn die Zustände realistisch beschrieben sind, dann ist sicher auch die Solidarität unter den Frauen nahe an der Realität - und das ist etwas, was es bei uns nicht mehr gibt. Ich möchte mir keine mexikanischen Verhältnisse hierher nach Europa wünschen, aber von den Frauen können wir lernen. 

Grüße von Annabas