Gebete für die Vermissten

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Die amerikanische Autorin Jennifer Clement ist in Mexiko-Stadt aufgewachsen und hat für ihren Roman "Gebete für die Vermissten" über zehn Jahre vor Ort recherchiert und mit den vom Drogenkrieg in Mexiko betroffenen Mädchen und Frauen gesprochen. Diese hohe Authentizität ist eines der hervorstechenden Merkmale des Romans über die Mädchen Ladydi, Maria, Paula und Estefani, deren Leben das Buch nachzeichnet. In einer bitterarmen Region Mexikos, umgeben von Bergen, Mais- und Mohnfeldern, wachsen die Mädchen auf. Die Väter haben sich zum größten Teil längst aus dem Staub gemacht und nach anfänglichen Besuchen und Geldzuwendungen diese irgendwann auch eingestellt, so dass die Mädchen sich nur auf ihre Mütter verlassen können. Ladydi Garcia Martinez und ihre Mutter sind die eigentlichen Hauptfiguren des Romans, die sich in dieser von Drogen- und Menschenhändlern beherrschten Umgebung durchs Leben schlagen. Hilfe von staatlicher Seite ist nicht zu erwarten, entweder herrscht Korruption oder Machtlosigkeit. Jennifer Clement gelingt es vortrefflich den Spagat zwischen einer von Trostlosigkeit, Gewalt, Ohnmacht und Mitleidslosigkeit beherrschten äußeren Handlung und einer von Magie und Schönheit gekennzeichneten Erzählsprache zu schlagen. Der Roman endet für den Leser halbwegs versöhnlich. Ladydi und ihrer Halbschwester Maria gelingt es dank der Löwenkräfte ihrer leicht kriminellen Mutter bzw. Stiefmutter aus dieser Hölle zu entkommen.