Gebete für die Vermissten

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biest Avatar

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„In Mexiko ist es das Beste, wenn man ein hässliches Mädchen ist, sagt meine Mutter“

Zum Inhalt:

Die kleine Ladydi lebt mit ihrer Mutter in Mexiko. In dem kleinen Bergdorf leben nur Frauen. Die meisten Familien werden von den Männern verlassen, sie gehen in die USA um dort Geld zu verdienen. Am Anfang kehren sie noch nach Hause zurück oder schicken Geld, aber auch das bleibt irgendwann aus und niemand hört mehr etwas von ihnen. Bei jeder Geburt erzählen die Frauen, dass sie einen Jungen geboren haben, weil die Angst zu groß ist das die Mädchen verschleppt werden. Hübsche Mädchen werden hässlich gemacht, man schneidet ihnen die Haare ab und zieht sie an wie einen Jungen. Sie haben sich Erdlöcher gegraben, wo sie sich verstecken wenn die SUV´s der Drogen- und Menschenhändler wieder ins Dorf kommen. Alle paar Jahre kommt auch ein Ärzteteam, um Kinder zu operieren die entstellt sind. Ladydi träumt von einer richtigen Zukunft und will die mexikanischen Berge verlassen. Als sie dann selbst noch in ein übles Verbrechen verstrickt wird, beginnt für sie ein harter Kampf ums Überleben.

Meine Meinung:

Man kann sich kaum vorstellen was die kleine Ladydi in ihrem kurzen Leben schon alles durchmachen musste. Ihre Mutter kämpft mit ihren eigenen Problemen, und kann sich deshalb auch nicht wirklich um ihre Tochter kümmern.
Die Charaktere sind sehr schön ausgearbeitet.
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Ladydi erzählt, wodurch man alles mit ihr zusammen erlebt, mit ihr leidet, ihre Ängste hautnah empfindet, und die Einsamkeit richtig spürt.
Aber auch in das Leben der Mutter bekommt man tiefe Einblicke. Ihr Wissen eignet sie sich nur aus dem Fernseher an, sie nennt es „Fernsehwissen“, sie ist sehr abergläubisch und religiös. Das versucht sie auch ihrer Tochter zu vermitteln, diese hält jedoch nicht viel davon. Auch dass ihre Mutter andere Leute bestiehlt findet sie sehr peinlich. Somit entwickelt sie einen zunehmenden Hass auf ihre Mutter.
Die anderen Charaktere sind auch sehr schön beschrieben, vor allem die Freundinnen, mit denen Ladydi im Bergdorf lebt und mit denen sie die meiste Zeit verbringt.

Das Bergdorf, in dem sie leben und auch die Umgebung sind sehr bildlich dargestellt. Man kann sich sehr gut vorstellen wie gefährlich und einsam das Leben dort sein muss.

Teilweise fand ich die Geschichte auch etwas verwirrend. Zwischenzeitlich wird aus der Vergangenheit berichtet, aber das lässt sich nicht sofort erkennen. Auch wiederholt sich die Mutter sehr oft, sagt alles drei viermal. Klar lässt das auf den Geisteszustand der Mutter schließen, aber irgendwann nervt es auch ein bisschen.

Das Cover ist wirklich schön, durch die Farben strahlt es Wärme aus, was aber wie ich finde im krassen Gegensatz zur Geschichte steht.
Der Schreibstil ist sehr flüssig und lässt sich super lesen. Finde es gut, dass solch ein Thema in einem Buch verarbeitet wird, denn bei sowas sollte niemand wegschauen und man sollte versuchen die ganze Welt über solche Probleme bzw. Zustände zu informieren.

Fazit:

Ein durchaus lesenswertes Buch, welches einem die Probleme in Mexiko deutlich vor Augen führt.