Ladydi, die Heilige der Betrogenen

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miro76 Avatar

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Ladydi lebt in einem mexikanischen Bergdorf mit ihrer alkoholsüchtigen Mutter. Ihr Vater ist über die Grenze nach Amerika gegangen, um Dollars zu verdienen. So wie übrigens alle Männer aus dem Dorf, die nicht tot sind. Anfangs besucht sie ihr Vater noch, doch schon bald bleiben die Besuche aus und dann auch das Geld. Aber er hat Ladydi etwas da gelassen – eine Halbschwester.
Und die ist auch einer der Gründe für ihren ungewöhnlichen Namen: „Mein Name war die Rache meiner Mutter. Für sie war das eine Art Philosophie. Von Vergebung hielt sie nichts. In ihrer Rachephilosophie gab es alle möglichen Szenarien. Zum Beispiel musste die Person, an der man sich rächte, nicht unbedingt etwas davon wissen, so wie im Falle meines Vaters mit meinem Namen.“ Denn „gäbe es eine Heilige der Betrogenen, dann wäre das Lady Diana“.
Doch nicht nur die fehlenden Männer machen das Leben auf dem Berg so schwierig. Die ständige Angst vor den Drogen- und Menschenhändlern zwingt die Mädchen dazu sich hässlich zu machen. Sie tragen die Haare kurz, polstern sich die Kleider aus und streichen sich schwarze Farbe auf die Zähne. Wenn aus der Ferne das Dröhnen eines Motors ertönt, verstecken sich die Mädchen wie Kaninchen in Erdlöchern, aus Angst vor Entführungen. Trotz dieser Vorkehrungen erwischt es eines Tages Paula, eine Freundin von Ladydi und „das schönste Mädchen aus Mexiko“.
Ladydi wird langsam größer, beendet die Schule und soll eine Stelle als Kindermädchen in Acapulco antreten. Marias Bruder Mike, der für die Zetas arbeitet, das gefährlichste Drogenkartell in Mexiko, hat ihr die Stelle vermittelt und dadurch verwickelt er sie in seine Machenschaften.
Aber Ladydi ist zäh und ihre Mutter eine Kämpferin.
Jennifer Clement beschreibt hier eine sehr harte Welt, in der ein Mädchenleben nicht besonders viel Wert ist. Und dennoch schafft sie es, diese raue Welt erstrahlen zu lassen, denn so widrig die Umstände auch sein mögen, es findet sich immer ein Zeichen der Zuneigung, des Mitgefühls und vor allem der Freundschaft.
Jennifer Clement hat einen sehr leisen Roman geschrieben in einer fast romantischen Sprache. Das ist ein wunderschöner Gegenpol zu dieser harten Wirklichkeit. Die Handlung läuft sehr langsam voran, dafür erhalten wir ein vollständiges Bild vom Leben oder Überleben dieser Frauen in mitten der Mohnfelder.