Was zählt schon ein Mädchenleben?

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krimifee86 Avatar

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Das Cover: Ich finde das Cover total schön, auch wenn es meiner Meinung nach weder so richtig zum Titel, noch zum Inhalt des Buches passt. Ich würde das Cover fast schon als Täuschung des Lesers bezeichnen wollen, denn wie gesagt, es ist echt toll, während das Buch echt schlimm und grausam ist. So sehr ich das Cover also vom Bild und vor allem auch von der Kompensation der Farben her mag – es passt nicht zu diesem Buch!

Der Inhalt: Ladydi wächst in den mexikanischen Bergen auf, inmitten von Mais- und Mohnfeldern, in einem Dorf ohne Männer, denn die sind auf der Suche nach Arbeit über die Grenze oder längst tot. Es ist eine karge und harte Welt, in der ein Mädchenleben wenig zählt.
Eine Welt, in der verzweifelte Mütter ihre Töchter als Jungen verkleiden oder sie in Erdlöchern verstecken, sobald am Horizont die schwarzen Geländewagen der Drogenhändler auftauchen. Aber Ladydi träumt von einer richtigen Zukunft, sie träumt von Freundschaft und Liebe und Wohlstand. Ein Job als Hausmädchen in Acapulco verspricht die Rettung, doch dann verwickelt ihr Cousin sie in einen Drogendeal. Und plötzlich hält sie ein Paket Heroin in den Händen, und ein gnadenloser Überlebenskampf beginnt.

Der Schreibstil: Jennifer Clement hat es geschafft, ein Buch zu schreiben, das den Leser sehr berührt. Mir jedenfalls ist es so gegangen, dass ich an der ein oder anderen Stelle kräftig schlucken musste / einen Kloß im Hals hatte. Insofern kann ich ihr wirklich nur gratulieren zu diesem Sprachtalent.
Auch die Zeichnungen der Charaktere fand ich wirklich sehr gelungen. Besonders Paula erschien mir als Charakter sehr realistisch dargestellt, aber auch kleine Charaktere, Frauen im Dorf, waren toll dargestellt. Gleiches gilt für die Protagonistin Ladydi. Auch sie hat mir gut gefallen, allerdings mit leichten Abstrichen. Denn sie war mir als Persönlichkeit manchmal ein wenig zu stark und damit etwas realitätsfern. Ich habe bei ihr manchmal darauf gewartet, dass ihr alles zu viel wird und sie einfach nur den Kopf in den Sand stecken will, doch das passierte irgendwie nicht.

Meine Meinung: Ein Buch, das mich sehr berührt hat. Natürlich ist jedem bewusst, dass wir und unsere Kinder es wirklich gut haben, damit in Deutschland leben und aufwachsen zu dürfen. Denn auch wenn wir die ein oder anderen Probleme haben, im Vergleich zu dem, was andere durchmachen müssen, sind es doch eher Luxusprobleme.
Ladydi, die Hauptprotagonistin dieses Romans ist so jemand, der eine ganze Menge durchmachen muss. Ich denke die Inhaltsbeschreibung erklärt dies ausführlich genug. Dennoch kämpft die Protagonistin und lässt sich nicht unterkriegen. Das hat mich sehr beeindruckt und ist für die Leser eine tolle Message, denn egal was das Leben einem manchmal für Steine in den Weg räumen will, mit Entschlossenheit, Mut und vor allem Freundschaft kann man jedes Hindernis überwinden.
Einen halben Punkt ziehe ich für das Cover ab, einen weiteren halben dafür, dass mir Ladydi trotz allem manchmal als nicht ganz realistischer Charakter vorgekommen ist.