Unglaublich ?

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Zunächst erscheint dieser Fall abstrus: Gina Angelucci, die bei der Münchner Kripo an sog . "cold cases", zu deutsch "Altfällen" arbeitet, erhält Besuch von einer verzweifelten Mutter, deren Kind vor 10 Jahren verschwand. Besonders grausam an diesem Fall ist, dass der Vater das Scheidungskind übers Wochenende bei sich hatte. Er selbst beging Selbstmord, das Kind hat er nach Ansicht der Polizei vor Ort davor getötet und irgendwo vergraben oder im See versenkt. So was passiert heutzutage leider häufig, zudem wollte er die Mutter strafen, indem sie nun keinen Ort hat, um um ihr Kind zu trauern.
Doch Petra Weber gibt nicht auf, solange sie nicht mit eigenen Augen die Lieche ihrer Tochter sieht. Das kann sich doch auch alles ganz anders abgespielt haben oder die Leiche muss doch zu finden sein. Die Polizei in Rosenheim war schnell mit der Lösung des Falles zur Stelle, eine Obduktion des toten Ehemannes wurde erst gar nicht vorgenommen. Gina, selber schwanger, hat zunächst einfach nur Mitleid mit der Mutter, die sich vorstellt, dass ihr Mann das Kind anderen Leuten zur Pflege übergeben hat, denn nie hätte er seine Tochter ermordet. Doch kaum nimmt Gina die Nachforschungen auf, stellt sich manches doch anders dar, es wurde viel bei den Ermittlungen geschlampt. Und als ein Verdächtiger auftaucht, erinnert manches an die Fälle Fritzl und Kampusch in Österreich. Ist es so undenkbar, dass jemand 10 Jahr lang ein Kind einsperrt und mißbraucht ?
Dieser Krimi ging unter die Haut, wie gewohnt spannend geschrieben und durch die handelnden Hauptpersonen mit Leben gefüllt. Zwar ist Gina Angelucci die Kommissarin in diesem Fall, doch ihr Lebensgefährte Tino steht als Kollege aus einem anderen Referat immer an ihrer Seite, vor allem, da sich Gina in den Fall verbeißt und ohne Rücksicht auf ihre Schwangerschaft vorgeht.
Das Thema Kindesmißbrauch und Entführung ist aktueller denn je, derzeit sollen tausende Flüchtlingskinder auf den Fluchtwegen verschollen und in Kinderhändlerringen gefangen sein. Heutzutage ist nichts mehr undenkbar. Inge Löhnig hat wieder einen überdurchschnittlich guten Krimi geschrieben, der sicher seine Leser findet. Mein einziger Kritikpunkt ist der etwas zu dick aufgetragene Schluss des Buches.