Guter Sommer-Krimi

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karrrtigan Avatar

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Der Krimi ist der dritte in einer Reihe um den Rechtsmediziner Docteur Leon Ritter. Ich habe die ersten beiden Teile nicht gelesen, hatte aber beim Lesen nicht das Gefühl, dass mir wichtige Informationen gefehlt hätten, der Einstieg war unproblematisch.

Wir begleiten den Rechtsmediziner Leon Ritter, tätig in einem Krankenhaus in der Südprovence, bei der Lösung eines Falls: Er bekommt einen Toten zur Obduktion, der mit den Anzeichen schlimmster Folter aufgefunden wird. Kurze Zeit später folgen diesem toten Mann noch weitere, ebenfalls auf schärfte gefoltert und umgebracht. Gemeinsam mit seiner Freundin, einer Polizistin, macht sich Ritter auf die Suche nach dem Mörder kommt dabei einem Verbrechen auf die Spur, das schon mehr als 20 Jahre zurück liegt.

Das Buch hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist flüssig und unterhaltsam, und ich konnte jederzeit den Geschehnissen folgen, was man ja leider nicht von jedem Krimi behaupten kann. Remy Eissen jedoch schafft es, den Leder jederzeit mitzunehmen und an den Geschehnissen teilhaben zu lassen. Der Fall ist spannend erzählt, und die Auflösung winkt auch noch nicht schon zu Anfang um die Ecke, sondern der Weg dahin ist tatsächlich interessant und die Auflösung in gewissem Maße auch überraschend. Zum Schluss wurden die Geschehnisse etwas stark melodramatisch und hollywoodreif für meinen Geschmack (bzw. für den Stil des Buches bis dahin), aber trotzdem habe ich mich insgesamt gut unterhalten gefühlt und kann das Buch für den geneigten Krimileser sehr empfehlen.
Auch das Setting in Südfrankreich kam gut rüber. Es war nicht nur irgendein Setting, sondern der Autor arbeitet mit der dortigen Lebensart und bindet sie angenehm in das Gesamtkonzept des Buches ein.

Nicht ganz überzeugt war ich von den Charakteren im Buch. Auch ohne den Titel zu sehen hätte ich geschworen, dass dieses Buch von einem Mann geschrieben worden ist, denn alle weiblichen Charaktere im Buch waren in ihrer Charaktersisierung leider recht unterentwickelt, und wurden zum überwiegenden Teil ausschließlich über ihre Beziehung zu männlichen Figuren charakterisiert, sei diese nun positiv oder negativ. Das gilt für Ritters Freundin Isabelle, deren Tochter Lilou, die Sanitäterin Carole, die Patientin Nathalie (eine, wie ich fand, auch absolut überflüssige Nebenhandlung), allen Frauen der Opfer sowie die Kellnerin in Ritters Lieblings-Café. Auch allgemein wurde viel mit Klischees gearbeitet (da gibt es die pubertierende Tochter, die ihre Eltern belügt um auf Parties zu gehen, oder den ewig grantigen Chef, der die Ermittlungen nur nach politischen Gesichtspunkten fördert oder stoppt, etc.), und die Hauptfigur Leon war dann derjenige, der anscheinend als einziger mit einem guten Bauchgefühl sowie Kombinationsgabe gesegnet war (nicht zu reden von Kenntnissen in der Erziehung von Jugendlichen) und den Tag retten konnte.

Wer ein großartiges Buch sucht, dessen Plot und/oder Charaktere einen auch auf längere Sicht hin gefangen nehmen, für den ist Gefährlicher Lavendel wohl eher nicht die richige Wahl. Als Sommer-Krimi für ein spannendes Leseerlebnis allerdings kann ich das Buch aber absolut empfehlen, ich habe es schnell und gerne gelesen!