Eine Geschichte vom Leben im Todestrakt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
romy_abroad Avatar

Von

Jarvis ist schon früh auf die schiefe Bahn geraten: Seine Mutter war kein gutes Vorbild, sein Vater war abwesend und seine Freunde dealten mit Drogen oder zettelten Schlägereien an. Entsprechend war es auch für Jarvis bald Alltag, Tankstellen zu überfallen oder Autos für eine Spritztour "auszuleihen". Schon mit 19 musste er zum ersten Mal eine Gefägnisstrafe ableisten. Auch in der Haft gerät er immer wieder in Schwierigkeiten. Als einer der Wärter erstochen wird, wird Jarvis für die Herstellung der Tatwaffe zum Tode verurteilt. Anfänglich ist er trostlos und aggressiv, ohne Hoffnung und Zuversicht. Doch durch eine Bekannte findet er Zugang zur buddhistischen Praxis, beginnt zu meditieren und mehr über sich selbst und das Leben zu lernen. Obwohl die Bemühungen seiner Unterstützer, Jarvis' Gerichtsverfahren neu aufrollen zu lassen, nicht von Erfolg gekrönt sind, findet die Freiheit schon bald einen anderen Weg zu ihm. Jarvis durchläuft eine unglaubliche Metamorphose, in der sich seine über Jahre hinweg angestaute Wut in Hoffnung und Güte verwandelt.
David Sheff erzählt die Geschichte von Jarvis auf eine persönliche Art und Weise, ohne dabei viel zu werten oder zu beurteilen. Der Leser erfährt viel über seine Kindheit und Jugend, aber auch über seinen Alltag im Gefängnis. Eine zentrale Rolle spielen natürlich auch Jarvis Ausübung des Buddhismus, und die Freundschaften zu verschiedenen Unterstützern, die über die Jahrzehnte entstehen. Die Sprache des Autors wirkt teilweise leider etwas steif und unnatürlich, ich vermute allerdings dass dies an der Übersetzung aus dem Englischen liegt. Die Schilderungen von Jarvis' Vergangenheit sind sehr wertfrei, manchmal etwas zu wertfrei für meinen Geschmack - auch wer seine Vergehen bereut trägt eine gewisse Verantwortung für das, was er getan hat. Insgesamt ist die Geschichte, die David Sheff erzählt, interessant, stellenweise jedoch auch recht langatmig. Natürlich begrenzt die Tatsache, dass das Buch eine wahre Geschichte erzählt, die Möglichkeit eines Spannungsbogens, trotzdem hätte ich mir eine etwas packendere Gestaltung der Erzählung gewünscht.
Auch wenn mich die Geschichte von Jarvis berührt und auf eine gewisse Art und Weise mit Dankbarkeit erfüllt hat, so bin ich nach der Lektüre doch etwas ratlos zurück geblieben. Der Autor findet keinen rechten Abschluss für das Buch, insgesamt fehlt es der Perspektive des Autor an einem berechernden Element, das sein Buch von einer reinen Nacherzählung abhebt. Unter anderem erwähnt er, dass Jarvis Masters auch selbst ein Buch über seinen Weg zum Buddhismus geschrieben hat - mir ist nicht ganz klar, was nun wirklich der Mehrwert von David Sheff's Buch ist.