Überraschend gut

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_sabrina_ Avatar

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Jarvis Masters wuchs in schwierigen Verhältnissen auf und hat sich – wie so viele – in seiner Jugend „entsprechend“ entwickelt. Statt die Schulbank zu drücken, hat er Leute geschlagen und einen Raub nach dem anderen durchgeführt. So landete er im Gefängnis und dort sollte alles noch schlimmer kommen. Als Mitglied einer Knastgang schweigt er nach dem Mord an einem Wärter und wird auf der Grundlage zum Tode verurteilt. Im Todestakt findet Masters zum Buddhismus und hilft damit nicht nur sich selbst sondern auch anderen. Masters Geschichte wird von David Sheff berichtet. Er erzählt eine bewegende Geschichte um Masters und seine buddhistische Praxis.

Ich war skeptisch, nein sogar äußerst skeptisch, als ich dieses Buch in Händen hielt. Kann ich mit der Geschichte eines verurteilten Mörders im Todestrakt etwas anfangen? Ist der Buddhismus für mich als Person, die eher atheistisch unterwegs ist, ein interessantes Thema? Da ich aber immer wieder gerne über den Tellerrand hinausschaue habe ich zugegriffen und muss nach der Lektüre sagen: Welch ein Glück! Meine Befürchtungen waren schlicht falsch und die Geschichte hat mich fast von Beginn an irgendwie gefesselt. Man benötigt auch kein größeres Vorwissen zum Buddhismus, um dem Erzählten folgen zu können. Die Lehren sind nachvollziehbar, die Schwierigkeiten in der Praxis ebenso. Die biografischen Aspekte der Geschichte waren teils wirklich hart. Was Masters zum Teil erleben musste wünscht man seinem ärgsten Feind nicht. Seien Wandlung geht in dem Buch vielleicht ein bisschen zu schnell, ist aber dennoch für mich authentisch. Besonders beeindruckend finde ich, dass er im Gefängnis freier scheint, als mancher der ohne Gitterstäbe lebt. Masters Umgang mit zahlreichen Rückschlägen ist ebenso beeindruckend.

Und trotz all des Lobes reicht es für mich „nur“ für vier Sterne, denn das Lektorat hat nicht gerade den allerbesten Job gemacht. Zudem finde ich es schwierig, dass der Autor zunächst schreibt neutral bleiben zu wollen, dann aber scheinbar zu 100% von dessen Unschuld überzeugt ist. Wenngleich ich auch zu der Meinung tendiere, ist es einfach nicht ganz glücklich gemacht vorher als mehr oder weniger neutrale Instanz schreiben zu wollen und dann eben nicht mehr neutral zu sein. Nach 100 Stunden Gesprächen sicher nicht weiter verwunderlich, aber dann hätte der Beginn vielleicht entsprechend abgeändert werden sollen. Aber insgesamt hat mich das Buch sowas von abgeholt, dass ich es gerne auch anderen Lesern empfehle.