Was macht und frei und was legt uns in Ketten?

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svettusch Avatar

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"Gefangen und frei" erzählt von Jarvis Jay Masters, einen zum Tode Verurteilten, der, während er versucht, in dieser Situation irgendwie zu überleben, zum Buddhismus konvertiert und auf diese Art Frieden sucht.

Der/die LeserIn begleitet Jarvis von Beginn an - im Gefängnis, während des Prozesses und vor allem während all seiner inneren Kämpfe, auf deren Fragen er Antworten im Buddhismus sucht. Diese Antworten sind es, aus denen auch ich etwas ziehen konnte. Vor allem die Frage, wer wirklich frei ist und wie man es werden kann, wird immer wieder aufgeworfen. Wie kann man im Moment leben, auch wenn es zahlreiche innere und äußere Kämpfe gibt, die man führen muss? Jarvis selbst und auch seine engeren Bezugspersonen versuchen, Antworten zu geben.

Dabei wird nicht vertieft der Buddhismus erläutert. Dies passt jedoch auch zu Jarvis und der Art, auf die er praktiziert, nämlich auf seine eigene Weise. Resultieren hat Autor David Sheff einen Roman geschaffen, der Jarvis' Biografie mit wichtigen Glaubensfragen des Buddhismus eint.

Der Schreibstil hat mir persönlich gut gefallen, auch wenn der Autor einen eher erzählenden, ruhigeren Ton anschlägt. Was mich jedoch gestört hat, war die verkürzte Sichtweise auf Jarvis' Vergangenheit und seinen Prozess. Ich hatte das Gefühl, nicht alle Informationen zu erhalten, um mir selbst ein Bild von Jarvis zu machen und konnte so die Urteilsfindung auch überhaupt nicht nachvollziehen - denn Jarvis scheint unschuldig, insbesondere bei der Wiederaufnahme des Prozesses. Hier hätte ich mir gern ein eigenes Bild gemacht.

Dennoch hat mich das Buch positiv überrascht und ein ums andere Mal nachdenklich gestimmt. Hier werden wirklich schöne Gedankenanstöße geschaffen.