Block und Stift als Tröster

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bavaria123 Avatar

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Das Cover des Buches ist schrill...mir kommt es vor wie ein Schrei. Es macht aufmerksam, es schreckt aber auch ein wenig ab.
Entfernt man die farbige durchdringende Hülle, so hält man ein Buch mit einem schwarzen Deckel in der Hand. Tief schwarz, wie tief traurig.
Das finde ich sehr gelungen, spricht die Aufmachung doch schon mal für sich das Thema auf ganz eigene Weise an.

Mich hat dann das Buch von der ersten Seite an gefangen genommen.

Ziemlich zu Beginn schreibt die Autorin über ihren beruflichen Kontakt zu Caster Semenya. Im Vorfeld des WM-Laufes von 2009 machten Gerüchte die Runde, dass Semenya eventuell intersexuell sei. Ich habe mich damals auch für diese Frau und ihre Geschichte interessiert, allerdings weil es mich sprachlos gemacht hat, wie man mit ihr umgegangen ist. Da wurde ein Test zur Überprüfung des Geschlechts von Semenya angeordnet. So war ich gleich noch sehr viel mehr in das Buch vertieft.

Ariel Levy greift in ihrem Buch zwangsläufig eine ganze Menge Themen auf. Immerhin beschreibt sie ja ihr bisheriges Leben. Die Kindheit und Jugend wird eher ein wenig unstrukturiert verfasst, aber der Schreibstil ist so bildlich und lebhaft, dass ich auch diese Passagen gern gelesen habe.
Es geht um den Umgang mit einem alkoholsüchtigen Partner, der Ehe zwischen zwei Frauen, die unterschiedlichen Denkweisen zweier Menschen mit dreizehn Jahren Altersunterschied, das Scheitern von Beziehungen oder auch das Erwachen aus Lebensträumen. Zudem erfährt man so nebenbei einiges aus dem Journalistenleben und bekommt Einblicke in die scheinbar schillernd schöne Welt Amerikas.

Einige Sätze haben mir ganz besonders gefallen. Zum Beispiel auf Seite 62 "Die meisten Männer sterben mit, nicht etwa an Prostatakrebs."
Oder auf Seite 76: "Es geht doch nur darum, dass jeder den Menschen heiraten darf, den er liebt."

Was mich allerdings an einem Buch immer ein wenig stört sind Rechtschreibfehler. Und da bin ich doch über ein paar wirklich gestolpert. Zum Beispiel steht auf Seite 59 "wie" an der Stelle von "wir". Ich mag da pingelig sein, aber da es mich dann wirklich aus der Geschichte bringt, ziehe ich deshalb einen Stern ab.

Lesenswert ist das Buch aber auf jeden Fall.

Das Buch wird als Sachbuch bezeichnet. Da habe ich jedoch einen großen Klemmer mit. Für ein Sachbuch ist dieses hier mit zu viel Gefühl gespickt. Ich würde es ganz einfach in die Gruppe der Autobiografien eingliedern.