Ein kindgerechter Krimi?

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anni1609 Avatar

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Zack und Oskar sind beste Freunde, wenn sie auch aus den unterschiedlichsten Schichten stammen. Oskar lebt wohl behütet in einer gut situierten Familie, Zack lebt gemeinsam mit seiner allein erziehenden Mutter und seiner 16-jährigen Schwester in einer kleinen Wohnung.
An Oskars 12. Geburtstag verabreden sich die Jungs zum gemeinsamen Hunde-Gassi-Führen und anschließendem Eis essen.
Zack bessert mit diesem kleinen Job sein Taschengeld auf und Oskar freut sich auf die Unternehmung, da seine Eltern beruflich stark eingespannt sind.
Vor dem Eissalon passiert es dann – der Pudel, Raissa von Hoheluft-Schillingsbek, ist verschwunden. Die Jungen sind außer sich und wenden sich umgehend an die Polizei, geraten aber leider an Harro Ungern. Dieser ist bereits von seinem schlechten Tag geprägt und möchte den Jungs nicht recht glauben. Kurzerhand lässt er sie in das Kinderbesserungsheim Elbstrand einweisen, da die Eltern von Beiden nicht erreichbar waren. Dort werden sie von Paloma Hansen, der Direktorin empfangen, und auf ihre künftigen Aufgaben in der Labskaus-Produktion vorbereitet. Zum Glück wird Oskar schnellstmöglich von seiner Mutter abgeholt, nur Zack leider nicht. Seine Mutter befindet sich aktuell im Urlaub in Spanien. Nun ist Oskar auf sich allein gestellt und probiert Alles, um Zack zu befreien.

„Geheimsache Labskaus“ von Ina Rometsch und Martin Verg hat mich beim Lesen der Leseprobe wirklich beeindruckt und ich habe mich auf das komplette Lesevergnügen richtig gefreut. Leider bekam diese Freude schnell einen Dämpfer.
Die Handlung beim vorliegenden Kinderbuch wird mit der Zeit immer abstruser und zu stark konstruiert. Ein Kind, das sich im empfohlenen Lesealter von 10 – 12 Jahren befindet, kann sicher nicht alle Details verstehen und richtig einordnen. Zudem empfand ich viele Dinge als zu stark realitätsfern, vor allem da die Handlung nicht fantasybehaftet sein sollte. Darüber hinaus ist mir klar, dass es in einem Krimi die „Guten“ und die „Bösen“ geben muss. Allerdings fand ich die Bösewichte für die angesprochene Altersgruppe zu böse. Diese wurden fast zu Mördern, was ich in einem Kinderbuch definitiv zu übertrieben finde. Darüber hinaus könnten die kleinen Leser auch die Tatsache beklemmend finden, dass sich keines der Elternteile der handelnden Kinder darum zu kümmern scheint, wo sich ihre Kinder aufhalten oder wie es ihnen geht.
Der Schreibstil des Autorenpaars war flüssig und gut lesbar. Den Krimi habe ich in Null-Komma-Nix durchgelesen gehabt.
Die Handlung verlief chronologisch, wobei sich der Zeitraum der Handlung auf gerade einmal 4 Tage beläuft (Mittwoch – Samstag). Zwischendurch sind mysteriöse Einschübe, die von geheimen Dingen berichten und die Spannung erhöhen sollen. Allerdings empfand sogar ich die Einschübe eher irritierend und nicht selbsterklärend.
Während des Lesens muss sich der Leser auf vielerlei Überraschungen und nicht vorhersehbare Wendungen gefasst machen, die grundsätzlich sicher Langeweile vorbeugen sollen, in diesem Fall aber eher zum Stirnrunzeln bei mir geführt haben.
Die beiden Hauptprotagonisten Oskar und Zack wurden von den Autoren liebevoll dargestellt. Beide Jungen scheinen das Herz am rechten Fleck zu haben und stehen füreinander ein. Diese Botschaft ist für mich die einzig wahre Lehre, die Kinder aus diesem Buch ziehen sollten.
Das Ende des Buches gefällt mir leider überhaupt nicht. Ich möchte auf keinen Fall zu viel verraten, kann aber nicht verstehen, weshalb Jemand für seine Straftaten nicht zur Rechenschaft gezogen wird. Dieser Aspekt ist in meinen Augen keine gute Moral, die die Kinder mitnehmen können.
Das Cover des Buches ist wunderbar gelungen. Der Leser erkennt auf dem Bild viele Gegenstände und Einzelheiten, die ihm im Laufe der Handlung begegnen werden und stets eine große Rolle spielen. Hervorragende Umsetzung des Covers, in Bezug auf die Handlung.
Ein weiterer positiver Aspekt ist die Namenswahl von Seiten der Autoren, für die einzelnen Handelnden. Somit heißt die Haushälterin passender Weise Frau Feudel oder der grimmige Polizist heißt Harro Ungern. Dies zieht sich durch die komplette Handlung und ist mir positiv aufgefallen.

„Geheimsache Labskaus“ von Ina Rometsch und Martin Verg ist im Residenz Verlag in Hardcover Version erschienen und besteht aus 160 Seiten. Besonders schön ist das Lesezeichen, dass sich als Extra dabei befindet und auf dem ein Original-
Labskaus-Rezept abgedruckt ist.

„Geheimsache Labskaus“ konnte mich leider überhaupt nicht überzeugen. Für die angesprochene Altersgruppe ist das vorliegende Buch zu kompliziert geschrieben und viel zu überdreht. Am schlimmsten scheint aber die fehlende Moral für die kleinen Leser. Auch im Gespräch mit einer Deutschlehrerin für Kinder ab der 5. Klasse, konnten meine Eindrücke leider nur bekräftigt werden.
Ich kann dieses Buch leider nicht für 10 – 12 Jährige empfehlen, ggf. für ältere Kinder.