Geheimsache Labskaus

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lunamonique Avatar

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Ein origineller Vorspann verleiht „Geheimsache Labskaus“ ein klein bisschen Kinokrimiflair. Vom Geheimnisvollen wird zur Geburtstagsmisere umgeschwenkt. Eltern treffen selten den Geschmack der Kinder. Oskar von Köhler ist von seinen Geschenken wenig begeistert. Zum Trost verabredet er sich mit seinem Freund Zack. Zack hat einen Ferienjob und führt regelmäßig den Pudel Raissa von Hoheluft-Schillingsbek aus. Als die beiden sich ein Eis kaufen, wird der Hund entführt. Die Jungs sind ratlos. Sie wenden sich an die Polizei. Polizeimeister Harro Ungern hatte bisher einen richtig schlechten Tag. Da kommen ihm die beiden Jungs mit dem ominösen Entführungsfall gerade recht. Er glaubt ihnen kein Wort. Wahrscheinlich haben die Jungs den Pudel verkauft. Ungern weiß sofort, wie er ihnen einen gehörigen Denkzettel verpassen kann.

Ein Diebstahl schaukelt sich zu einem Krimi hoch. Martin Verg und Ina Rometsch haben amüsante Einfälle parat. Ein Polizist erweist sich nicht als Gutmensch und Helfer sondern lässt seine schlechte Laune an Kindern aus. Sein Machtmissbrauch erstaunt, wie alles andere was danach kommt. Geheimnisvolle Experimente, kuriose Typen und ausweglose Situationen. Oskar und Zack geraten von einem Dilemma ins andere, lassen sich aber nie völlig entmutigen. Es geht um Freundschaft und Vertrauen. Seinen besten Kumpel lässt man nicht im Stich. Schräge Charaktere wie Charlie und Elektra und die fiesen, aber tölpelhaften Forscher sorgen für Extraunterhaltung. Originelle Namen wie Dose, Kurz, und Ungern unterstreichen die amüsante Krimiatmosphäre. Die Spannung steigt. Selbst ein Ekelfaktor ist mit Labskaus und üblen Laborgerüchen dabei. Dubiose Testergebnisse lockern die Geschichte auf und machen neugierig. Was wird hier gespielt? Wer steckt hinter der Pudelentführung und was hat es mit den merkwürdigen Experimenten auf sich? Man fiebert mit den Jungs mit. Der obligatorische fehlende Handyempfang und leere Akku darf nicht fehlen. Jedes Kapitel startet mit einer kleinen Zeichnung, einem Gegenstand, der im folgenden Text eine Rolle spielt. Manchmal ist es auch ein Tier. Für Kinder ein zusätzliches Highlight. Witzig das Käppi mit „Aale Achtung“ oder die aussagekräftigen Kneipennamen wie „Sonder Bar“, „Haft Bar“, „Bar Fuß“ oder „Bar Barei“. Gerade wegen der humorigen Geschichte und kuriosen Szenen hätte die Sprache noch etwas mehr Pepp vertragen. Die Zusammenarbeit zwischen den Autoren Ina Rometsch und Martina Verg klappt aber prima. Es tritt keine Langweile auf, im Gegenteil, man ist versucht, das Buch in einem Rutsch durchzulesen. Der Schlumpf hat einen ganz besonderen Auftritt. „Geheimsache Labskaus“ ist für Kinder von 10 bis 12 Jahren ein aufregendes Krimivergnügen.

Das Cover mit der Labskausdose, dem aufgedonnerten Pudel und vielen anderen Details ist sehr gelungen. Es macht Lust auf eine ungewöhnliche, spaßige Geschichte. Ich hätte hinter Kurzbeschreibung, Leseprobe und Cover noch mehr außergewöhnlichen Humor vermutet, bin aber letztendlich kein bisschen enttäuscht. Das Buch hat einige Überraschungen parat, und mit dem Nachspann setzt es noch ein Sahnehäubchen oben drauf. Hoffentlich arbeiten Ina Rometsch und Martin Verg bald wieder zusammen und überraschen uns mit einer neuen, verrückten Kindergeschichte. Ich habe sogar noch etwas gelernt, den Ausdruck Vignetten im Zusammenhang mit einem Buch kannte ich noch gar nicht. Sehr originell fand ich auch den Verlagsnamen „Nilpferd in Residenz“, der sich wohl aus www.nilpferd.at und www.residenzverlag.com zusammensetzt.