Amüsante und tiefgründige Kritik an der Arbeitswelt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
hand.verlesen Avatar

Von

Marisa arbeitet in einer Werbeagentur in Madrid und hasst ihren Job. Sie empfindet alle ihre Aufgaben als sinnlos und nicht ihren Werten entsprechend. Also „spielt“ sie Büro, wie sie es nennt, und gibt vor, schwer beschäftigt zu sein, während sie in Wahrheit meistens Youtube-Videos schaut. Sie leidet an einer Angststörung und nimmt täglich verschreibungspflichtige Beruhigungsmittel, um durch den Tag zu kommen. Sie genießt den Monat August, da viele ihrer Kolleg*innen Urlaub haben. Doch dann wird kurzfristig ein Team-Event angesetzt, das sogar eine Übernachtung beinhaltet – für Marisa ein Albtraum.

„Geht so“ hat mir viel Spaß gemacht und ich habe Kritik an der Arbeitswelt in Romanform so noch nie gelesen. Die Geschichte wird mit viel Zynismus und trockenem Humor erzählt, ohne Marisas Probleme ins Lächerliche zu ziehen. Die Autorin thematisiert „Quiet Quitting“ und „Bullshit Jobs“ und beschreibt Gedanken und Gefühle, die wahrscheinlich viele Menschen nachvollziehen können. Denn auch, wenn man seinen Job prinzipiell gerne mag, ist es wohl für niemanden ganz einfach, jeden einzelnen Arbeitstag früh aufzustehen, in die Arbeit zu fahren und die erwartete Leistung zu erbringen, ganz egal wie es einem gerade geht oder was privat los ist. Interessant fand ich auch, wie Marisas Marketingjob mit Kapitalismus und Feminismus in Zusammenhang gebracht wurde.

Gegen Ende ließ das Buch etwas nach. Das Teamevent fand ich ein bisschen enttäuschend, das Ende hätte ich mir anders gewünscht. Trotzdem fand ich „Geht so“ insgesamt richtig stark und gebe eine klare Leseempfehlung.