Gefangen im Job

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dielesejule Avatar

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Dieses Buch ist für mich bereits Anfang April eines meiner Jahreshighlights!

In "Geht so" erzählt Beatriz Serrano in unglaublich witziger und schneller Sprache aus dem Leben von Marisa, einer Head of Creative Strategy in einer Madrider Werbeagentur,
Marisa spielt an ihrem Arbeitsplatz die oberflächlich perfekte Rolle, weiss genau, was von ihr erwartet wird, passt sich an, kommuniziert gezielt, delegiert schmerzfrei und mäandert durch ihren Arbeitstag.
Ich fand es wirklich erschütternd und faszinierend zugleich zu lesen, wie leicht es Marisa einerseits fällt, das Spiel mitzuspielen und wie vereinsamt, traurig und resigniert sie sich andererseits jeden einzelnen Tag zur Arbeit schleppt, immer darauf hoffend, dass sie von einem Auto angefahren wird, um eine Auszeit vom Büro zu bekommen.
Dass sie ihre Traurigkeit und die Ängste, die durch ihre stagnierende Lebenssituation entstehen, dauerhaft mit Medikamenten und Drogen in den Griff zu bekommen versucht, kann dauerhaft nicht gut gehen.
Der Tod von Marisas Arbeitskollegin Rita, der ihr schwer zu schaffen macht, lässt viele Fragen offen und zeigt wie wenig die Menschen in der Agentur wirklich auf einander achten und von einander wissen.
Einzig Pablo, der "Nachbar plus" und Elena, die beste Studienfreundin Marisas, die sie nach langer Zeit wieder trifft und die sich auf eine vollkommen andere Weise als Marisa an das "Arbeitsleben" adaptiert hat, geben Marisa ein wenig Halt und Wärme.

Ich bin mir sicher, dass das Buch bei mir noch lange nachhallen wird. Eine Geschichte von solch großer und tiefer Lebensunzufriedenheit, die es schafft, so wunderbar und scheinbar belanglos-leicht erzählt zu werden, ist wirklich eine Besonderheit. Der Übersetzerin, Christiane Quandt, ist hier eine wunderbare sprachliche Leistung gelungen!