Marisa oder: eine Abrechnung mit der kapitalistischen Gegenwartsgesellschaft - bitterböse, witzig und traurig zugleich
Marisa ist Anfang 30 und erfolgreiche Marketingmanagerin einer Madrider Agentur. Auf den ersten Blick strahlt sie gesellschaftlichen Erfolg und Anerkennung aus. Doch was steckt hinter dieser Fassade? Genau diesen Blick wagt Beatriz Serrano und schaut dabei mit dem Fokus auf Marisas Leben und dessen Abgründe gleichzeitig in die mal amüsanten, mal bedenklichen und zuweilen zerstörerischen Tiefen der Gegenwartsgesellschaft.
Gekonnt verbindet die Autorin in der Erzählung um Marisa profunde Kapitalismuskritik mit modernen feministischen Diskursen. Die Werbebranche, Marisas Arbeitsbereich, fungiert hier als klug gewählter Schauplatz und Inbegriff der modernen kapitalistischen Logik, in der ein vermeintlicher Bedarf nach immer mehr Gütern geweckt wird, für deren Finanzierung sich die Individuen wiederum weiter ausbeuten lassen. Doch obwohl Marisa all dies sieht und verstanden hat, steckt sie in diesem System fest, betäubt sich mit Tavor und YouTube, spielt eine perfekte Rolle der Marketingmanagerin und kann sich dabei selbst kaum ertragen, noch weniger allerdings ihr (Arbeits)umfeld, das sich von Marisa dahingehend unterscheidet, dass den meisten Kolleginnen Marisas Ironie in der Arbeitsmoral fehlt, und diese willentlich und enthusiastisch in einem Bullshitjob arbeiten und unreflektiert Job und Leben gestalten.
Beatriz Serrano zeigt so auf wie die Entfremdung von der eigenen Arbeit, in einer Gesellschaft in der Arbeit und wirtschaftlicher Erfolg über gesellschaftliche Anerkennung und Sicherheit entscheiden, zu nicht weniger als der Entfremdung von sich selbst führen kann und damit jedem Sinn dafür, was ein zufriedenes Leben tatsächlich ausmacht. Ein Pflaster für diesen Gegenwartsschmerz liefert das kapitalistische System auch in Serranos Roman direkt mit: 24h Öffnungszeiten zum Shoppen und vermeintlichen Verwöhnen, YouTube, Instagram - der Balsam und die Belohnung für das affektgesteuerte, sinnentleerte Dasein und gleichzeitig Mittel zur Reproduktion der den Schmerz auslösenden, kapitalistischen Logik - willkommen im Teufelskreis von Profit und moderner Aufmerksamkeitsökonomie! Doch was können wir daraus lernen? Wie kann dieser Kreis durchbrochen werden? Wird Marisa dies gelingen?
Der Weg und die Antwort der Autorin ist hier sicher als durchaus bewusst überspitzt dargestellt zu verstehen, und verfehlt gerade deshalb seine Wirkung nicht! Geht so ist ein Roman, der mit seinem bissigen, witzigen, bitterbösen Ton nicht nur hervorragend unterhält, sondern mit seiner klugen hintergründigen Gesellschaftskritik auch zum Nachdenken und diskutieren darüber anregt, welchen Preis unser aktuelles Gesellschaftsmodell hat und in was für einer Gesellschaft wir leben möchten! Für mich in dieser Mischung ein grandioser Gegenwartsroman und ein echtes Highlight!
Gekonnt verbindet die Autorin in der Erzählung um Marisa profunde Kapitalismuskritik mit modernen feministischen Diskursen. Die Werbebranche, Marisas Arbeitsbereich, fungiert hier als klug gewählter Schauplatz und Inbegriff der modernen kapitalistischen Logik, in der ein vermeintlicher Bedarf nach immer mehr Gütern geweckt wird, für deren Finanzierung sich die Individuen wiederum weiter ausbeuten lassen. Doch obwohl Marisa all dies sieht und verstanden hat, steckt sie in diesem System fest, betäubt sich mit Tavor und YouTube, spielt eine perfekte Rolle der Marketingmanagerin und kann sich dabei selbst kaum ertragen, noch weniger allerdings ihr (Arbeits)umfeld, das sich von Marisa dahingehend unterscheidet, dass den meisten Kolleginnen Marisas Ironie in der Arbeitsmoral fehlt, und diese willentlich und enthusiastisch in einem Bullshitjob arbeiten und unreflektiert Job und Leben gestalten.
Beatriz Serrano zeigt so auf wie die Entfremdung von der eigenen Arbeit, in einer Gesellschaft in der Arbeit und wirtschaftlicher Erfolg über gesellschaftliche Anerkennung und Sicherheit entscheiden, zu nicht weniger als der Entfremdung von sich selbst führen kann und damit jedem Sinn dafür, was ein zufriedenes Leben tatsächlich ausmacht. Ein Pflaster für diesen Gegenwartsschmerz liefert das kapitalistische System auch in Serranos Roman direkt mit: 24h Öffnungszeiten zum Shoppen und vermeintlichen Verwöhnen, YouTube, Instagram - der Balsam und die Belohnung für das affektgesteuerte, sinnentleerte Dasein und gleichzeitig Mittel zur Reproduktion der den Schmerz auslösenden, kapitalistischen Logik - willkommen im Teufelskreis von Profit und moderner Aufmerksamkeitsökonomie! Doch was können wir daraus lernen? Wie kann dieser Kreis durchbrochen werden? Wird Marisa dies gelingen?
Der Weg und die Antwort der Autorin ist hier sicher als durchaus bewusst überspitzt dargestellt zu verstehen, und verfehlt gerade deshalb seine Wirkung nicht! Geht so ist ein Roman, der mit seinem bissigen, witzigen, bitterbösen Ton nicht nur hervorragend unterhält, sondern mit seiner klugen hintergründigen Gesellschaftskritik auch zum Nachdenken und diskutieren darüber anregt, welchen Preis unser aktuelles Gesellschaftsmodell hat und in was für einer Gesellschaft wir leben möchten! Für mich in dieser Mischung ein grandioser Gegenwartsroman und ein echtes Highlight!