Messerscharfe Beobachtungen zynisch dargestellt

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hundeliebhaberin Avatar

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Oberflächlich betrachtet läuft es bei Marisa: Ihren Job in einer Werbeagentur in Madrid macht sie sehr gut und agiert professionell. Doch innerlich ist sie leer, langweilt sich und hat das Gefühl, ewig im Hamsterrad zu rennen und das Leben nur zu ertragen. Um diese innere Leere zu betäuben, versinkt sie in YouTube-Videos, betäubt sich mit Alkohol, Medikamenten und Drogen. Das anstehend Teambuilding-Wochenende sorgt mit Marisas Angsttörung für Eskalation und Chaos.

Ausgehend vom Klappentext dachte ich, dass das Firmenevent relativ zeitnah einsetzt und den Mittelpunkt der Handlung bildet. Das setzt jedoch erst zum letzten Drittel hin ein. Bis dahin konnte mich Beatriz Serrano mit messerscharfen Beobachtungen überzeugen, die sie humorvoll, überspitzt und zynisch darstellt. Marisas Gefühlslage kann ich sehr gut nachvollziehen - gerade diese innere Leere, eine Antriebslosigkeit und das Gefühl, sich mit irgendetwas zu betäuben oder zu reizen, um etwas zu spüren. Beatriz Serranos Blick auf die Gesellschaft - die hier in Ausschnitten dargestellt wird - kratzt tiefergehende Themen natürlich nur an, setzt jedoch die richtigen und wichtige Impulse.
Der Schreibstil ist flüssig, auch wenn auf der Handlungsebene kaum etwas passiert, habe ich das Buch sehr gern gelesen und Marisas Gedanken verfolgt. Lediglich das Ende hat mich etwas verloren, das fand ich arg konstruiert.

Ein gutes Buch, das mir noch eine Weile durch den Kopf schwirren wird.