Sarkasmus, Eskapismus und Alltagsfrust

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clrnok Avatar

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Selten habe ich mich in einer Romanfigur so sehr wiedererkannt wie in der Protagonistin von „Geht so“. Beatriz Serrano erzählt von einer Frau, die sich mehr oder weniger widerwillig durch ihren Alltag schleppt – gefangen in einem Job, der von außen vielleicht spannend wirkt, sich für sie aber nur noch wie Routine anfühlt. Sie ist genervt von ihren Kolleg*innen, von sich selbst und von der Frage, was gewesen wäre, hätte sie ihre Träume verfolgt.

Stattdessen flüchtet sie sich in Drogen, YouTube-Videos und eine ordentliche Portion Zynismus. Und genau dieser zynische Ton zieht sich durch das ganze Buch – ich kann mir gut vorstellen, dass viele die Protagonistin unsympathisch finden, aber für mich hat das gut funktioniert.

Trotzdem hatte ich irgendwann das Gefühl, ein bisschen auf der Stelle zu treten. Die Geschichte beginnt sich ab einem gewissen Punkt zu wiederholen, und genau wie die Protagonistin stecken wir als Leser*innen in diesem Kreislauf fest. Es ist nicht so, dass ihr Leben durchgehend schlimm ist – manchmal scheint sie sich fast mit allem arrangiert zu haben –, aber ihre Unzufriedenheit bleibt. Am Ende gibt es nochmal eine Art Eskalation, aber ich weiß nicht, ob mir das als Höhepunkt gereicht hat. Und vielleicht hat mir auch ein klarer Kern gefehlt, irgendetwas, das über das bloße Beobachten hinausgeht.

Trotzdem hatte das Buch viele Momente, die mich unterhalten haben – besonders ein Mailverlauf, bei dem ich in der Bahn schmunzeln musste. Diese kleinen Spitzen und Beobachtungen sind für mich die große Stärke des Romans.

Alles in allem ist „Geht so“ ein Buch, das genau das tut, was der Titel verspricht: Es begleitet eine Frau, die sich durch ihr Leben kämpft, ohne dass es einen großen Knall oder eine klare Entwicklung gibt. Wer Sarkasmus und trockenen Humor mag, wird sich hier vielleicht wiederfinden – oder zumindest gut unterhalten fühlen.