Treffender Einblick in die Agenturwelt mit Abzügen
Wie ist es eigentlich wirklich, in einer fancy-schmancy Werbeagentur zu arbeiten? Bei Linkedin und auf Insta stolpert man öfter mal über lustige Memes über Obstkörbe, Überstunden und nervige Kund*innen, aber das ist doch Meckern auf hohem Niveau: immerhin darf man grandiose Kampagnen entwickeln!
So oder so ähnlich dürfte der Blick von außen öfter mal aussehen, und für all jene, die mit dem Gedanken spielen, beruflich in eine solche Richtung zu gehen: erst mal "Geht so" von Beatriz Serrano (Ü:Christiane Quandt ) lesen. Die spanische Autorin weiß offensichtlich, wovon sie schreibt, wenn sie uns in Marisas Berufsalltag eintauchen lässt. Marisa ist durch Zufall (kenn ich :D) in ihren Agenturjob reingerutscht und dann noch zufälliger wichtig geworden - agenturwichtig.
"𝑀𝑒𝑖𝑛𝑒 𝐴𝑟𝑏𝑒𝑖𝑡 𝑖𝑚 𝑚𝑖𝑡𝑡𝑙𝑒𝑟𝑒𝑛 𝑀𝑎𝑛𝑎𝑔𝑒𝑚𝑒𝑛𝑡 𝑏𝑒𝑠𝑡𝑒ℎ𝑡 𝑑𝑎𝑟𝑖𝑛, 𝐷𝑖𝑛𝑔𝑒 𝑎𝑛𝑧𝑢𝑠𝑡𝑜ß𝑒𝑛, 𝑧𝑢 𝑑𝑒𝑙𝑒𝑔𝑖𝑒𝑟𝑒𝑛 𝑢𝑛𝑑 𝑧𝑢 𝑘𝑜𝑛𝑡𝑟𝑜𝑙𝑙𝑖𝑒𝑟𝑒𝑛. 𝐸𝑠 𝑔𝑒ℎ𝑡 𝑛𝑢𝑟 𝑑𝑎𝑟𝑢𝑚, 𝑠𝑜 𝑧𝑢 𝑤𝑖𝑟𝑘𝑒𝑛, 𝑎𝑙𝑠 ℎä𝑡𝑡𝑒 𝑚𝑎𝑛 𝑣𝑖𝑒𝑙 𝑚𝑒ℎ𝑟 𝑧𝑢 𝑡𝑢𝑛, 𝑎𝑙𝑠 𝑚𝑎𝑛 𝑖𝑛 𝑊𝑖𝑟𝑘𝑙𝑖𝑐ℎ𝑘𝑒𝑖𝑡 ℎ𝑎𝑡."
Wenn sie also an ihrem Schreibtisch sitzt und vorgibt, sich die tausendste total unique Vermarktungsidee für Wimpernzangen auszudenken, surft sie in Wahrheit auf Youtube und betäubt sich mit planlosen Videos, um anschließend die Arbeit ihrer Junior-Creative als ihre eigene auszugeben. Die Arbeit, die irgendwie auch keine ist, frisst ihre komplette Lebensenergie auf, sodass ihre einzige Leidenschaft nach Feierabend der Genuss von richtig gutem Essen ist - wenn sie es sich denn leisten kann. Denn agenturwichtig zu sein, heißt noch lang nicht, dass man davon auch nur ansatzweise gut leben kann.
Gut leben: immer wieder geht es auch um psychische Gesundheit. Marisas ist deutlich angeknackst: Angststörungen, Burn-out, Depressionen und Einsamkeit belasten sie. Ihr Imposter-Syndrom erschwert zusätzlich den Kampf in ihrer oft belastenden Arbeitswelt, sodass sie regelmäßig auf Medikamente zurückgreift, um dem stetigen Druck standzuhalten.
Ihr merkt schon: das Thema ist für mich ein bisschen emotional aufgeladen. Ich fühle mich sofort in meine eigene Agenturzeit zurückversetzt, und das war eine echt durchwachsene. Damit hat Serrano mich wahnsinnig gut abgeholt, aber den Rest der Handlung finde ich leider titelgebend: geht so. Erst dümpeln wir ewig lange in der Agentur und Marisas tristem Alltag herum, bevor sich die Ereignisse im letzten Viertel überschlagen. Die Protagonistin hat sich nicht rechtzeitig eine Ausrede fürs Teambuilding-Event einfallen lassen und muss hin. Und zu allem Überfluss auch noch einen Vortrag vor allen halten, was ihre Angststörung eskalieren lässt.
Die Autorin hetzt mit uns durch ein Ende der Geschichte, das beinahe klamaukig anmutet und die vorher so realistisch dargestellte Handlung ins Lächerliche zieht. Schade, denn: Schreiben kann sie! Mit viel Feingefühl fängt sie den Alltag ihrer Protagonistin ein, wodurch der Text flüssig, humorvoll und originell wirkt.
So oder so ähnlich dürfte der Blick von außen öfter mal aussehen, und für all jene, die mit dem Gedanken spielen, beruflich in eine solche Richtung zu gehen: erst mal "Geht so" von Beatriz Serrano (Ü:Christiane Quandt ) lesen. Die spanische Autorin weiß offensichtlich, wovon sie schreibt, wenn sie uns in Marisas Berufsalltag eintauchen lässt. Marisa ist durch Zufall (kenn ich :D) in ihren Agenturjob reingerutscht und dann noch zufälliger wichtig geworden - agenturwichtig.
"𝑀𝑒𝑖𝑛𝑒 𝐴𝑟𝑏𝑒𝑖𝑡 𝑖𝑚 𝑚𝑖𝑡𝑡𝑙𝑒𝑟𝑒𝑛 𝑀𝑎𝑛𝑎𝑔𝑒𝑚𝑒𝑛𝑡 𝑏𝑒𝑠𝑡𝑒ℎ𝑡 𝑑𝑎𝑟𝑖𝑛, 𝐷𝑖𝑛𝑔𝑒 𝑎𝑛𝑧𝑢𝑠𝑡𝑜ß𝑒𝑛, 𝑧𝑢 𝑑𝑒𝑙𝑒𝑔𝑖𝑒𝑟𝑒𝑛 𝑢𝑛𝑑 𝑧𝑢 𝑘𝑜𝑛𝑡𝑟𝑜𝑙𝑙𝑖𝑒𝑟𝑒𝑛. 𝐸𝑠 𝑔𝑒ℎ𝑡 𝑛𝑢𝑟 𝑑𝑎𝑟𝑢𝑚, 𝑠𝑜 𝑧𝑢 𝑤𝑖𝑟𝑘𝑒𝑛, 𝑎𝑙𝑠 ℎä𝑡𝑡𝑒 𝑚𝑎𝑛 𝑣𝑖𝑒𝑙 𝑚𝑒ℎ𝑟 𝑧𝑢 𝑡𝑢𝑛, 𝑎𝑙𝑠 𝑚𝑎𝑛 𝑖𝑛 𝑊𝑖𝑟𝑘𝑙𝑖𝑐ℎ𝑘𝑒𝑖𝑡 ℎ𝑎𝑡."
Wenn sie also an ihrem Schreibtisch sitzt und vorgibt, sich die tausendste total unique Vermarktungsidee für Wimpernzangen auszudenken, surft sie in Wahrheit auf Youtube und betäubt sich mit planlosen Videos, um anschließend die Arbeit ihrer Junior-Creative als ihre eigene auszugeben. Die Arbeit, die irgendwie auch keine ist, frisst ihre komplette Lebensenergie auf, sodass ihre einzige Leidenschaft nach Feierabend der Genuss von richtig gutem Essen ist - wenn sie es sich denn leisten kann. Denn agenturwichtig zu sein, heißt noch lang nicht, dass man davon auch nur ansatzweise gut leben kann.
Gut leben: immer wieder geht es auch um psychische Gesundheit. Marisas ist deutlich angeknackst: Angststörungen, Burn-out, Depressionen und Einsamkeit belasten sie. Ihr Imposter-Syndrom erschwert zusätzlich den Kampf in ihrer oft belastenden Arbeitswelt, sodass sie regelmäßig auf Medikamente zurückgreift, um dem stetigen Druck standzuhalten.
Ihr merkt schon: das Thema ist für mich ein bisschen emotional aufgeladen. Ich fühle mich sofort in meine eigene Agenturzeit zurückversetzt, und das war eine echt durchwachsene. Damit hat Serrano mich wahnsinnig gut abgeholt, aber den Rest der Handlung finde ich leider titelgebend: geht so. Erst dümpeln wir ewig lange in der Agentur und Marisas tristem Alltag herum, bevor sich die Ereignisse im letzten Viertel überschlagen. Die Protagonistin hat sich nicht rechtzeitig eine Ausrede fürs Teambuilding-Event einfallen lassen und muss hin. Und zu allem Überfluss auch noch einen Vortrag vor allen halten, was ihre Angststörung eskalieren lässt.
Die Autorin hetzt mit uns durch ein Ende der Geschichte, das beinahe klamaukig anmutet und die vorher so realistisch dargestellte Handlung ins Lächerliche zieht. Schade, denn: Schreiben kann sie! Mit viel Feingefühl fängt sie den Alltag ihrer Protagonistin ein, wodurch der Text flüssig, humorvoll und originell wirkt.