Debüt mit fiesem Cliffhanger, aber Pageturner und faszinierende Story!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
malibu Avatar

Von

Wie gehen wir Menschen damit um, wenn unsere Erinnerungen verschwunden sind? Das kann ja schnell einmal passieren bei einem Unfall etc. Im Roman der Autorin Teri Terry aber werden die Erinnerungen mit Absicht gelöscht, und zwar bei Teenagern, die straffällig waren. Die Protagonistin des Romanes war das auch, kann sich aber teilweise noch an Dinge erinnern. Was lief hier schief?

Kylas Gedächtnis ist gelöscht, sie wurde geslated – wie man das nennt. Jungen Leuten ,die straffällig geworden sind, wird das Gedächtnis gelöscht und sie werden neu eingegliedert in die Gesellschaft. Aber die 16-jährige hört noch immer Stimmen aus der Vergangenheit, das Slating hat bei ihr wohl nicht ganz funktioniert. War sie wirklich eine Terroristin, die Bomben gelegt hatte? Und wieso ist auf einer Seite für vermisste Kinder ein Bild von ihr? Zusammen mit dem Slater Ben geht Kyla der Vergangenheit auf den Grund.

Man merkt hier sofort, dass dieses Buch ein absoluter Pageturner ist und einen mitreisst. Zwischen Erinnerungen der Protagonistin, die sie für Träume hält, und der Gegenwart pendelt der Leser. Wenn man einmal anfängt, kann man gar nicht anders, als einfach weiterzulesen.

Kyla ist im Prinzip eine normale Teenagerin – jedoch ohne Erinnerungen. Diese wurden ihr genommen, da sie früher eine Terroristin gewesen sein soll, was sie aber nicht so recht glauben mag. Anders wie es sein soll, hat sie noch Erinnerungen an ihr früheres Leben. Natürlich teil sie das keinem Aussenstehenden mit – wer weiß, was sonst mit ihr passieren würde? Ihr Charakter an sich ist liebenswürdig, aber auch zurückhaltend und etwas ängstlich. Sie führt sich nicht wie eine typische 16-jährige auf und dafür, dass sie eigentlich von Null wieder angefangen hat, ist sie doch schon sehr reif.

Die Familie, in welche Kyla gesteckt wird, ist wie die Vorstadtfamilie schlechthin. Die Schwester ist ebenso eine Slaterin, diese ist dem Leser wohl am sympathischsten. Vom Vater bekommt man nicht sehr viel mit, da er ständig unterwegs ist. Die Mutter ist eine etwas strenge Person, die ständig hinterher schnüffelt und etwas komische Ansichten hat.

Die Beschreibungen sowie der leichte Schreibstil machen es dem Leser leicht, von Zeile zu Zeile zu springen und so mehr von Kylas Erfahrungen in ihrem neuen Leben aufzusaugen. Das Geheimnis rund um das Slaten macht neugierig auf mehr und was Kyla über ihr früheres Leben herausfindet. Der Leser merkt mit der Zeit selbst, dass da viel mehr dahinter stecken muss.

Gemeinsam mit Kyla nimmt man alles nochmal neu auf und schmunzelt auch über ihre ersten Versuche z.B. die Autotür aufzumachen, da sie ja nicht mehr wusste, wie das geht. Sie ist zwar etwas naiv, aber auch sehr vorsichtig und schlau. Sie weiß, dass sie eigentlich niemandem vertrauen kann und tut dies auch so wenig, wie es ihr möglich ist. Doch ist ihr Gesicht ein Wechselbad der Gefühle, das jeder entschlüsseln kann, der sie genauer ansieht.

Über dem Roman herrscht eine düstere Stimmung, genau wie Kyla, macht sich auch der Leser Gedanken, wem hier zu trauen ist und wem nicht. Findet man in jemanden eine Vertrauensperson, wird dies gleich wieder erschüttert durch irgendeine Handlung, die das Misstrauen erweckt. Hier kommen dann Fragen auf wie: Wieso ist Kyla so anders als die anderen? Wurden die Teenager wirklich nur geslated, da sie etwas angestellt haben oder gibt es hier doch andere geheimnisvolle Gründe, die wir vielleicht noch erfahren im Laufe des Buches? Wer ist hier der Verräter?

Die Autorin schafft es, eine Welt zu zeichnen, die den Leser völlig in den Bann nimmt und ihn Vermutungen stellen lässt, die sich gleich wieder in Scherben zerbersten, da die Handlung wieder einen unvorhergesehenen anderen Lauf nimmt. Durch geschickte Wandlungsstränge und gut durchdachte, logische Schlüsse führt sie den Leser immer mehr ins Geschehen hinein, aber auch wieder weiter weg, so dass viele Fragezeichen übrig bleiben.

Es ist interessant, wie die Autorin aktuelle Themen auch in der Zukunft des Buches behandelt, woraus Folgen erscheinen, wie sie im Roman erfolgen. Hier könnte man sich jetzt Gedanken machen, was heutzutage alles passiert und ob es wirklich so verheerende Folgen hätte – lassen wir das aber lieber, das könnte überall hinführen. So wie im Roman, dass viele Rechte einfach nicht mehr angesehen werden und Menschen verschwinden können, ohne dass es großes Aufsehen darum gibt und sich noch jemand groß Gedanken darum macht. So reine Fiktion ist die Idee der Autorin gar nicht, was im Jahre 2054 Alltag sein könnte.

Es gab einige Längen inmitten der Dystopie, die den Lesefluss aber nicht unterbrochen haben und die einem auch nicht das Faszinieren des Romans verderben – man kann sich vorstellen, dass es etwas ruhiger wird, bevor wieder ausgeholt wird und etwas Neues passiert. Mit der Zeit merkt auch der Leser, dass Kyla immer entwickelter wird und selbstbewusster, sie entscheidet auch von selbst aus, was Sache ist. Sie wächst sozusagen mit jeder Zeile über sich hinaus.

Mit diesem Werk hat die Autorin ein bedeutendes Debüt hingelegt, es ist klar erkennbar, dass es eine mehrteilige Serie ist. Der erste Teil der Trilogie weckt die Neugier des Lesers wie es wohl weitergehen mag, leider nur müssen wir hierauf bis Frühjahr 2014 warten. Nur mies, dass hier ein richtiger Cliffhanger am Ende des Buches war!

Vor allem dürfen wir gespannt sein, was es mit den einzelnen Charakteren auf sich hat. Wäre hier z.B. „Dad“, den wir als eigentlich sehr sympathischen Menschen kennengelernt haben – hinter diesem steckt mehr, als es den Anschein macht.

Wer gerne detailreiche, fließende Sätze mag und gerne Dystopien liest, ist hier bestens bedient – man sollte sich nicht allzu viel von Spannung versprechen, da dies eher durchgehend schillernd beschrieben ist, was aber nicht heißt, dass es schlechter ist. Im Gegenteil: Durch die Beschreibungen und die gut gezeichneten Charaktere sowie dem Gedanken, wem man trauen kann und wem nicht, wird man hier gänzlich in eine ganz andere Welt entführt und kommt hier nicht mehr raus, ehe man fertig ist!