Ein Leben ohne Erinnerungen

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Als in den 2020ern die Weltwirtschaft in eine weitere Finanzkrise rutscht, spaltet sich Großbritannien vom Rest der EU ab und schließt die Grenzen. Dagegen demonstrierende Studenten und Jugendliche werden als Gefahr für die Regierung angesehen und es wird ein Programm entwickelt, jugendliche Straftäter durch sogenanntes Slating wieder zu "nützlichen" Mitgliedern der Gesellschaft zu machen. Dabei wird ihnen ihr Gedächtnis durch eine Operation geraubt und sie werden neuen Eltern übergeben, um sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Bis zu ihrem 21. Lebensjahr tragen sie ein Levo am Arm, das mit ihrem Gehirn gekoppelt ist, und dafür sorgt, dass sie brave Schäfchen bleiben, die tun und lassen, was man ihnen sagt. Eine grauenhafte Zukunftsvision.

Vor diesem Hintergrund begleitet der Leser die Slaterin Kyla, die gerade aus dem Krankenhaus entlassen und ihrer neuen Familie übergeben wird. Kyla allerdings ist anders als die anderen Slater. Sie ist nicht das hirnlos lächelnde Schaf, das die Dinge hinnimmt, wie sie kommen. Kyla hat Alpträume und Fähigkeiten, von denen sie nicht weiß, wo sie herkommen. Ob bei ihrem Slating etwas schief gegangen ist? Sie beginnt Fragen zu stellen, nachdem Schüler verschwunden sind. Als sie dann noch ihr eigenes Foto auf einer Webseite für vermisste Kinder findet, beginnt sie sich zu fragen, ob wirklich "nur" jugendliche Straftäter geslatet werden oder ob mehr dahinter steckt. Ihr Problem ist, dass sie einfach nicht weiß, wem sie trauen kann und wem nicht, denn alle Erwachsenen in ihrem Umfeld sind potenzielle Spitzel der Regierung, die genau beobachten, wer aus der Reihe tanzt und wer brav der Herde folgt. Dabei findet sie Verbündete, wo sie keine vermutet hat.

Zu Beginn war ich mir nicht sicher, ob ich vielleicht zu alt bin, da das Buch sich eindeutig an Teenager richtet und ich es stellenweise (während Kylas Eingewöhnungsphase in der Familie und der Schule) langweilig fand. So habe ich es auch mehrere Tage gar nicht zur Hand genommen. Aber gestern hat es mich plötzlich gepackt und nicht mehr losgelassen. Als Kyla beginnt, Nachforschungen und Fragen zu stellen und als sich plötzlich Menschen aus ihrem Umfeld nicht als die entpuppen, für die man sie die ganze Zeit über gehalten hat (ich will hier nicht zu viel verraten), kriegt das Buch eine Dimension, die mein Interesse nachhaltig gesteigert hat. Wie es so ist bei einer gut gemachten Trilogie, endet das Buch mit einem Cliffhanger, der dafür sorgt, dass man am liebsten mit dem nächsten Band weitermachen möchte.

Die Teri Terrys Schreibstil ist relativ schlicht und einfach gehalten, aber da das Buch wie bereits erwähnt in erster Linie für Jugendliche geschrieben wurde, ist das völlig in Ordnung und akzeptabel.