Viele Wahrheiten
Endlich ein neuer Roman von Claire Lombardo. Da ich ihr Debüt „Der größte Spaß, den wir je hatten“ mit großem Vergnügen gelesen habe, hatte ich große Erwartungen an diesen Roman. Allerdings bin ich bin „Genauso, wie es immer war“ nicht 100% warm geworden. Nicht sofort stellte sich ein Lesefluss bei mir ein. Zu Beginn war mir nicht ganz klar, auf was das ganze hinauslaufen wird. Doch nach ca. 250 Seiten sprang der Funke über und mich hatte ein Lese Sog ergriffen. Die Protagonistin Julia ist nicht unbedingt eine Sympathieträgerin. Sie hat einen schwierigen Charakter, doch im Laufe des Romans kann man erahnen, was sie geprägt hat. Der Leserschaft wird schon einiges abverlangt, denn die vielen Zeitsprünge können verwirrend sein und lassen sich nicht immer sofort einordnen. Hier wären Kapitelüberschriften mit Jahresangaben sehr hilfreich. Die Geschichte selbst hat mich sehr angesprochen und ist für mich auch absolut nachvollziehbar (vielleicht auch, weil ich im ähnlichen Alter der Protagonistin bin). Ich finde der Autorin ist es sehr gut gelungen, die zwischenmenschlichen Töne aufzuzeigen. In einer Ehe und Partnerschaft gibt es nicht nur rosige Zeiten. Routine schleicht sich ein und nicht selten entwickeln Frauen nach der Geburt eine Depression. Die Geburt eines Babys verändert alles und die Partner müssen sich neu finden. Besonders gut getroffen sind meiner Meinung nach auch die Verhaltensweisen von Teenagern und jungen Erwachsenen, bei diesen Passagen musste ich oft schmunzeln und konnte nur zustimmend nicken. Claire Lombardo beschreibt den ganz normalen Wahnsinn einer Partnerschaft und Familie und sie geht dabei sehr in die Tiefe, was man schon am Buchumfang ablesen kann. Das Buchcover ist sehr passend, denn es zeigt einen amerikanischen Vorort. Auch wenn das Setting in den USA spielt, so könnte ich es auch durchaus hier nach Deutschland verordnen. Familie ist nicht immer einfach und Familie heißt auch nicht, dass man sich automatisch nah ist und zueinander hingezogen fühlt. So viele Wahrheiten stecken in diesem Roman und letztlich habe ich auch dieses Buch von Claire Lombardo wieder sehr genossen. Lediglich das Ende hat mir überhaupt nicht gefallen, zu verwirrend. Das hätte es nun wirklich nicht mehr gebraucht und hat mich tatsächlich fragend zurückgelassen.