Ehrlicher, fragmentarischer Blick auf die Post-Millenials

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annee Avatar

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Da mich das Cover bereits unheimlich angesprochen hat, war ich sehr gespannt auf die Perspektive der Autorin Valentina Vapaux und ihre literarische Umsetzung dieses hochaktuellen Themas.
Und tatsächlich bietet dieses Buch durch die einleitenden Gedichte, die prosaischen Beschreibungen und die Auswahl an behandelten Schwerpunkten einen ganz neuen Zugang zur „Generation Z“, über die häufig ja entweder in Form plakativer Artikel oder wissenschaftlicher Beschreibungen zu lesen ist, was die Autorin ebenfalls gekonnt und (selbst-) ironisch aufgreift:
„Texte von Boomern und Gen-X-Autor:innen zeigen, dass Welten zwischen den Generationen liegen. Die Sprache ist ganz anders, irgendwie ulkig. Vor allem, wenn so von oben herab über ´unsere´ Themen geschrieben wird. Und trotz der klaffenden Lücke und des mangelnden Diskurses haben [die Boomer und Gen-X-Autoren] Jürgen und Klaus und all die anderen irgendwie recht […] so sind wir doch vor allem eins: fucking Social-Media-süchtig“ (Vapaux, S. 18).
Beschreibungen wie diese haben das Buch für mich sehr lesenswert gemacht: Ich wurde zum Nachdenken angeregt, musste häufig schmunzeln und habe meinen Wortschatz und Horizont erweitert bzw. verjüngt – und dass, obwohl ich mich zunächst mit den ersten beiden Kapiteln sehr schwergetan habe – zu melancholisch, vielleicht auch zu gewollt kunstvoll. Wie gut, dass das Buch durch die kurzen Kapitel und Interesse weckenden Überschriften zum Blättern und Verweilen einlädt.
Außerdem lese ich dieses Buch wie eine Einladung zum Diskurs: Wie verstanden fühlt sich die „Generation Z“ selbst durch Valentina Vapaux? Wo spricht sie aus, was andere denken? Wo provoziert sie zu sehr? (Und zwar nicht nur die entsetzte Mutter ihrer Mitbewohnerin, die dem stillen Protest in Form sehr offen zelebrierter sexuellen Vorlieben und ausgestellter „Sextoys“ unverhofft ausgesetzt war.)
Insofern empfinde ich diesen fragmentarischen Blick auf die Post-Millenials insgesamt als sehr bereichernd und lesenswert, da es der Autorin gelingt, ihre – zumeist sehr provokante Meinung – gekonnt in Worte zu fassen und ihre Argumentation durch die entsprechenden Studienergebnisse zu untermauern.