Auf der Suche nach der verlorenen Erdnuss

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owenmeany Avatar

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In heutigen Zeiten der Selbstoptimierung schon von klein auf, gnadenlos befeuert durch Helikoptereltern, ist das behandelte Thema aktuell. Was stellt ein Elternteil an mit verdientem, aber unverhofftem Geldsegen? Man will ja das Beste für seinen Nachwuchs, zieht deshalb in einen "besseren" Stadtteil und meldet ihn auf einer Eliteschule an. In Großbritannien spielt das noch eine größere Rolle als hierzulande.

Auf den veränderten Lebenswandel reagiert der Vater passiv, die Mutter, die als Familienmensch bisher die geringsten Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung hatte, enthusiastisch, Ethan und Freya sind angetan, aber Sam fühlt sich regelrecht entwurzelt. Er ist sich keiner speziellen Talente bewusst und möchte einfach nur in Ruhe normal sein.

Dabei entwickelt er unabsichtlich ungeahnte kreative Kräfte, wenn es in der Konfrontation mit den arroganten Schulgenossen darauf ankommt. Wahrhaft filmreif ist die Szene mit dem Vorsprechen der Theatergruppe für das Shakespeare-Stück. Aber auch die Wahl von Freyas Einhorntext als Songvorlage für Ethans Alt-Metal-Psychedelic-Crossover-Band führt alles Erwartbare ad absurdum.

Sam punktet mit verbaler Schlagfertigkeit. Gegen Ende läuft er dann immer mehr zu Höchstform auf, als sich zeigt, dass wirklich jeder spezielle Begabungen hat, in deren Ausübung einen doch tatsächlich der flow ereilen kann, das betrifft sogar Frau Mutter. Und durch die richtige Partnerwahl klappt es dann sogar noch mit der Liebe.

Ab welchem Alter werden wohl Jugendliche Spaß haben an all der versteckten Ironie? Auch die Diskrepanz zwischen dem, was in seinem Kopf vorgeht, und den nicht immer willkommenen Auswirkungen der Hormone auf bestimmte Körperteile bringt Sam recht explizit zum Ausdruck. Ich würde deshalb dreizehn Jahre als optimales Lesealter empfehlen.

Die der Realität scharfsinnig abgeguckten Szenen setzt Sutcliffe in eine derart witzige Sprache um, kongenial übersetzt von Flegler, dass man das als Leser atemlos über sich rauschen lässt wie ein abflackerndes Feuerwerk. Und so hat man mit viel Vergnügen ein ganzes Stück Lebensweisheit mitgenommen.