Gefühllosigkeit und Gefühlschaos

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eleonorahilde Avatar

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Erst einmal finde ich es ziemlich schwer dieses Buch auf eine Sternebewertung runter zu brechen, da es hier um viel mehr geht als ob das Buch einem schlicht gefällt.

"Genug" handelt von einer jungen Frau, die an einer Essstörung leidet und dem Leben Stück für Stück entgleitet. Hierbei wechseln sich ärztliche Berichte aus der Krankenakte der Frau sowie ihre eignen Beschreibungen von bestimmten Situationen in ihrem Leben ab.

Louise Juhl Dalsgaard erzählt mit poetischem und leichtem Schreibstil in kürzeren wie längeren Passagen von prägenden Lebenserfahrungen der Protagonistin und wie sie sich dabei gefühlt hat. Die Ich-Form und die Art des Schreibens, so direkt und unverblümt, lässt einen hier direkt in die Gefühle der Protagonistin blicken, die immer wieder von einer "inneren Leere" berichtet. Dieses Gefühl des nicht Fühlens wird hier sehr gut dargestellt. Die Gefühllosigkeit und die Sinnlosigkeit, die die junge Frau im Leben sieht, löst in mir hingegen eher ein Gefühlschaos aus. Auf der einen Seite ist sie hoffnungslos, weiß nicht, was sie im Leben halten soll, doch auf der anderen Seite merkt man auch, dass ein Funken in ihr trotz allem nicht loslassen will.

Besonders hat mir der Vergleich von ärztlicher und direkter Sicht der Protagonistin gefallen, da man durch ersteres das Ausmaß der Krankheit verstehen kann, letzteres aber eher die Krankheit an sich verdeutlicht und vertieft.

Die Autorin spricht in diesem Buch ein ernstes Thema an, das schnell einmal übersehen, totgeschwiegen oder als harmlos abgetan wird. Ich finde es wichtig zu versuchen zu verstehen und das Buch hier hilft einem dabei!