Kalt und doch nah

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utalit Avatar

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Ein Roman voller Gegensätze.

Triggerwarnung! Das Buch handelt von Essstörungen und beschreibt die Auswirkungen, möglichen Auslöser und das destruktive Verhalten. Gewicht und Größe sind auch Teil des Buches.

Eine junge Frau leidet unter ihrer Essstörung. Nach und nach erfährt man mehr über ihre Kindheit und Jugend, die Beziehung zu ihrer Familie und ihre verschiedenen Liebesbeziehungen. Teilweise sind auch Ausschnitte aus Patientenakten und Schilderungen von Experten zu lesen. Die Protagonistin erzählt auf 191 kurzweiligen Seiten ihre Erlebnisse. Es gibt verschiedenste Zeitwechsel, kurze Gedankenpassagen, aber auch detaillierte Schilderungen einzelner Erlebnisse.

Der Roman lässt sich sehr leicht lesen und ist einfach zu verstehen, trotzdem brauchte ich teilweise auch einen Moment, um das gelesene zu verarbeiten und in den Kontext zu setzen, da die Geschwindigkeit des Romans sehr schnell ist und die schnellen Zeitwechsel immer plötzlich kommen. Der Roman beschreibt nicht klassisch ihren Krankheitsverlauf und ihr Leben von Anfang bis Ende, sondern man springt hin und her. Auch das Ende ist kein wirkliches Ende, an dem die Protagonistin ihre zwei Persönlichkeiten, die die eine Essstörung hat und die, die keine mehr haben will vereint, sondern am Ende des Romans steckt die Protagonistin noch Mitten in der Therapie und es gab gefühlt keine großen Veränderungen ihres Gesundheitsstatus. Der Roman lässt einiges offen. Was ich mochte, war das man beide Seiten gesehen hat, die Vermutungen der Gründe für die Essstörung der Protagonistin, aber auch die fachliche Einschätzung. Als Leser hat man aber keinen Moment der Epiphanie an dem man sagen könnte, deswegen ist sie so, wie sie ist! Was in sich vielleicht auch schon die Antwort ist, vielleicht ist jeder Mensch durch die Summe seiner Erlebnisse so, wie er ist. Es gab keine besonders prägenden Ereignisse, von außen betrachtet, in ihrem Leben. Irgendwie schien alles normal, war es aber dann doch nicht.

Ich bin selbst noch nicht sicher, wie ich den Roman finde, aber er hat nichts wirklich in mir ausgelöst, ich hatte keine nennenswerten Gefühle während des Lesens, am Ende kam es mir vor wie ein großes nichts. Ich konnte für mich leider nichts herausziehen. Aber ich könnte mir vorstellen, dass dieser Roman für andere das richtige sein könnte, aber definitiv nicht für die große Masse.