Leben am Limit

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Eine junge Frau fasst mit 19 Jahren nach dem Abitur den Vorsatz, erst mal etwas abzunehmen und schlittert dabei in eine lebensbedrohliche Magersucht. Diese beherrscht ihr Leben in den nächsten Jahren neben ihrem Studium und zieht sie immer wieder an den Rand des Abgrundes.
Wenn ich das richtig verstanden habe beschreibt Louise Juhl Dalsgaard in dem Roman "Genug" ihre eigene Geschichte. Tatsächlich kann ich es mir nur schwer vorstellen, diese intensive Beschreibung so hinzubekommen, wenn man nicht selber Erfahrung mit dem Thema Anorexie hat. In einem tollen Schreibstil vermittelt sie das Dilemma und die Zerrissenheit ihrer Ich-Erzählerin sehr gefühlvoll, die Erinnerungssequenzen sind trotz ihrer Kürze so ausdrucksstark formuliert, dass der Leser stark berührt wird. Im Gegensatz dazu stehen die Auszüge aus der Krankenakte, nüchtern und emotionslos in der Beschreibung des immer weiter sinkenden Gewichtes und der zunehmend suizidalen Gedanken. Am Schreibstil merkt man, dass die Autorin auch Lyrik und Kurzprosa schreibt.
Außerdem gefallen mir sowohl das Cover als auch der Titel sehr, sie passen hervorragend zum Inhalt des Buches.
Ein Buch, das man nach der ersten Seite nicht mehr aus der Hand legen kann. Es zieht den Leser mit seiner herausragenden Sprache und der Herangehensweise an dieses ernste Thema voll in seinen Bann und ist trotz der traurigen Geschichte ein absolutes Vergnügen zu lesen.