Bravouröser Einstieg

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marcello Avatar

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"Geschenkt" handelt von Gerold Plassek, der als Journalist bei einem Gratisblatt arbeitet. Da er seine Karrieregedanken schon lange im Alkohol ertränkt hat, findet er sich mit seinem trostlosen Leben und mit seinem Ressort "Soziales", wozu die Lesebriefe und die bunten Alltagsmeldungen gehören, ab. Doch dann wird er gebeten, nachmittags auf seinen ihm bis dato unbekannten 14-jährigen Sohn Manuel aufzupassen, da seine Mutter für ein halbes Jahr in Somalia arbeitet. Manuel verhält sich abwesend und Gerold ist klar, dass dieser Junge nicht wissen soll, dass er, der Vergsager, sein Vater ist. Dann sorgt einer seiner kleinen Meldungen über eine überfüllte Obdachlosenschlafstätte für eine großzügige Spende und Gerold gerät in den Mittelpunkt bei den Medien, aber auch bei seinem Sohn.
Ich fand die Lesprobe zwar kurz, aber die ganze Geschichte und die wichtigsten Personen wurden schon bravourös eingeführt. Gerold Plassek als Protagonist ist großartig. Er führt zwar ein sehr langweiliges und unspektakuläres Leben, aber durch die zynische Erzählweise wächst er einem sofort ans Herz und es lässt sein Leben viel interessanter wirken. Auch die Rückblicke finde ich sehr gut umgesetzt, da sie übersichtlich eingebettet wurden, so dass man nicht durcheinander gerät. Die Geschichte an sich klingt sicherlich nicht spektakulär, aber in diesem Roman steht sicherlich das Zwischenmenschliche im Vordergrund und dass eine verlorene Seele noch gerettet werden kann. Wenn Glattauer mit "Geschenkt" ein ähnliches Niveau erreicht, wie mit seinen beiden Büchern über Emmi und Leo, dann hat er alles richtig gemacht und wird seine Leser weiter begeistern können.