Nach einer wahren Begebenheit

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soaphie Avatar

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Die Leseprobe gefällt mir sehr. Sie ist in Ich-Form geschrieben so dass wir als Leser quasi Einblick in den Alltag und das Seelenleben des Protagonisten haben, ganz dicht dran sind. Gerold ist ein Mann kittleren Alters, ohne Ehrgeiz und Lebensziele, der ziemlich desillusioniert vor sich hinlebt. Als mittelmäßiger Journalist schreibt er für eine Gratiszeitung im Resort Soziales und durch eine von ihm verfasste Kurznotiz über ein Obdachlosenheim gehen plötzlich hohe anonyme Geldspenden dafür ein, das "Wunder von Braunschweig". Neben diesem Handlungsstrang gibt es aber auch noch den familiären, eine Ex-Liebschaft von Gerold taucht nach 15 Jahren plötzlich wieder auf und parkt Gerolds 14 jährigen Sohn bei ihm, von dem er bis dato nichts wusste und mit dem er gar nichts anfangen kann, während die Mutter ins Ausland geht.
Wie in den anderen Büchern von Glattauer sind die Worte weise gewählt, bauen eine Beziehung zum Leser langsam und vorsichtig auf, dafür um so intensiver, die einen am Ende des Buches förmlich aufschluchzen lassen. Dieses Buch scheint genau in dieser Glattauer-Art geschrieben zu sein, mit feiner Ironie und Menschenkenntnis, und ich brenne darauf, mehr über die Hintergründe des Braunschweiger Wunders und der Entwicklung der Vater-Sohn-Beziehung zu erfahren. Absolut lesenswert!